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So viele wie nie zuvor: 912 Einsätze im Bergrettungsdienst

2011 gab es 22 Bergtote in den Chiemgauer und Berchtesgadener Alpen

Sie führt Tag und Nacht bei jedem Wetter den Rettungsdienst im unwegsamen Gelände durch: Die Bergwacht Bayern ist eine ehrenamtliche Gemeinschaft im Bayerischen Roten Kreuz (BRK) und als einzige Organisation für den Bergrettungsdienst im Freistaat zuständig. Zu den 15 Bereitschaften in der Region Chiemgau (Landkreise Berchtesgadener Land, Traunstein und Altötting) gehören aktuell rund 500 aktive Einsatzkräfte, die im vergangenen Jahr zu 912 (2010: 788) Einsätzen ausrücken mussten; das sind fast 16 Prozent mehr als 2011 und so viele wie nie zuvor.

„Die Anzahl der Einsätze ist vor allem vom Wetter in Kombination mit dem Tourismus abhängig. Ist zur Ferienzeit gutes Bergwetter, dann sind auch mehr Leute unterwegs – und wo mehr los ist, passiert in der Regel auch mehr. Bei guten Schneeverhältnissen sind mehr Wintersportler am Berg und wir haben automatisch mehr zu tun“, erklärt Thomas Küblbeck, Regionaleiter der Bergwacht Chiemgau. „Die Anzahl der Einsätze verkörpert aber nur teilweise unseren tatsächlichen Aufwand. Wir müssen immer mehr üben, da die Einsätze zusehends immer schwieriger und komplexer werden, was auch am veränderten Freizeitverhalten liegt.“ Die Bergwachten Bad Reichenhall, Teisendorf-Anger und Freilassing mussten zum Beispiel am 4. Februar in einer mehrstündigen Aktion eine Skifahrerin aus der Alpgartenrinne im Lattengebirge retten, die bei der Abfahrt gestürzt war und sich den linken Oberschenkel gebrochen hatte. Arktische Verhältnisse mit eiskaltem Wind und zweistelligen Minusgraden, zeitweise dichter Nebel und das bis zu 50 Grad steile Gelände erschwerten die Rettung erheblich. Küblbeck: „Viele Bergsteiger erwarten heute, dass trotz schwierigem Gelände und schlechtem Wetter Hilfe genauso schnell ankommt wie im Tal. Diesem Anspruch können wir aber trotz moderner Technik und bester Ausbildung nur bedingt gerecht werden.“

Im vergangenen Jahr gab es 22 Bergtote in den Berchtesgadener und Chiemgauer Alpen; 2010 waren es zehn und damit weniger als halb so viele. „Das sind regionale Schwankungen, die einfach davon abhängen, wie viele Leute unterwegs sind. Bayernweit blieb die Zahl aber mit rund 100 Toten jährlich während der letzten Jahre ziemlich konstant“, erklärt Geschäftsführer Ludwig Lang. Zehn (2010: 3) Menschen starben beim Bergsteigen, sieben (2010: 3) beim Wandern und vier (2010: 2) bei sonstigen Notfällen wie Herzinfarkt oder Forstunfall. Beim Klettern gab es 2011 keine Toten, im Jahr davor zwei. Nach der weitgehend vollzogenen Strukturreform mit vier Einsatzleitbereichen und einem Netz aus ehrenamtlichen Einsatzleitern, die über insgesamt vier eigene Einsatzleitfahrzeuge verfügen, arbeitet die Bergwacht in der Region Chiemgau trotz ihres ehrenamtlichen Charakters stetig professioneller. Spezialisierte Gruppen stehen zusätzlich zur Rettung aus wasserführenden Schluchten bereit, kümmern sich um die psychische Betreuung von Betroffenen nach schweren Bergunfällen (Kriseninterventionsdienst (KID)) oder bilden Suchhunde für Lawineneinsätze (Lawinen- und Suchhundestaffel) aus. Die Bergwacht Freilassing ist zusätzlich Bergrettungswache für Höhlenrettung und deckt den südostbayerischen Raum bis Rosenheim und das Salzburger Grenzgebiet in enger Zusammenarbeit mit der Salzburger Höhlenrettung ab.

Die 912 (2010: 788) Einsätze der Bergwachten für verletzte, erkrankte oder in Bergnot geratene Menschen verteilen sich wie folgt: 296 (2010: 337) Notfälle beim Skifahren, 89 (2010: 90) beim Snowboardfahren, 14 bei Skitouren (2010: 9), 8 beim Rodeln (2010: 5), 7 beim Langlaufen (2010: 12) und ein Lawineneinsatz (2010: 1). 200 Notfälle beim Wandern (2010: 133), 176 beim Bergsteigen (2010: 102), 42 beim Klettern (2010: 39), 21 beim Gleitschirmfliegen (2010: 11), 12 beim Bergradeln (2010: 13), 2 beim Drachenfliegen (2010: 4), 2 beim Laufen (keiner 2010), einer beim Skispringen (keiner 2010), 32 sonstige Einsätze (2010: 30), 31 Sucheinsätze (2010: 27), kein Höhleneinsatz (2010: 1) und kein Einsatz bei einem Großschadensereignis (2010: 1).

Wer viel leistet, braucht gute Ausrüstung und Material: 2011 bekam die Bergwacht-Region Chiemgau einen Kerosin-Tankanhänger, der bei der Bergwacht Berchtesgaden stationiert ist und sich bereits mehrfach bei aufwendigen Einsätzen bewährt hat, da die eingebundenen Hubschrauber nicht mehr bis nach Salzburg oder Traunstein zum Nachtanken fliegen müssen. „Dadurch gewinnen wir wertvolle Zeit, die dem Patienten zu Gute kommt“, erklärt Küblbeck. Der Anhänger wird vom Einsatzleiter der örtlichen Bergwacht bei Bedarf angefordert und dann per Geländewagen zum jeweiligen Tallandeplatz gefahren. Auch die zuvor recht störanfällige Funkkommunikation wurde 2011 mit einer im Verhältnis sehr kostengünstigen Lösung optimiert. Die Bergwacht kann sich nun in der gesamten Region auch an abgelegenen Orten mit Handfunkgeräten über ein neu aufgebautes Gleichwellennetz verständigen. „Wir verfügen damit über einen voll funktionsfähigen Einsatzstellenfunk mit sehr guter Sprachqualität“, freut sich der Regionalleiter. Zusätzlich wurden neue Funkhelme und Meldeempfänger beschafft. Bergwacht-Notärzte, Rettungsassistenten und –sanitäter haben in einer Arbeitsgruppe einheitlich aufgebaute und gefüllte Notfallrucksäcke entworfen, die nun allen Bergwachten in der Region zur Verfügung stehen. Küblbeck: „Sie sind für die oft harten Anforderungen am Berg ausgelegt und die Einsatzkräfte finden das benötigte medizinische Material Dank des einheitlichen Aufbaus sofort.“ Zusätzlich wurden die Freilassinger Höhlenretter mit zusätzlicher, spezieller persönlicher Schutzausrüstung und einem eigenen Ausrüstungsanhänger ausgestattet, der im Mitterfeldener Feuerwehrhaus steht.

Pressemitteilung BRK BGL

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