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Rückkehr in die Höhle der toten Tiere

Höhlenretter der Bergwacht Freilassing üben erneut in der Gotzenbeinhöhle die aufwendige Rettung einer verletzten Speläologin.

Nach einer aufwendigen Übung im Herbst 2010 hat die Höhlenrettungsgruppe der Bergwacht Freilassing erneut in der Gotzenbeinhöhle zwischen Stiergraben und Seeleinsee die schwierige Rettung einer verletzten Höhlenforscherin geübt. Mit dabei waren dieses Mal auch wieder drei höhlenbegeisterte Einsatzkräfte der Bergwacht Berchtesgaden sowie erstmals auch sechs polnische Bergretter aus der Hohen Tatra, die derzeit in der Region zu Gast sind, um Arbeitsweise und Ausrüstung der bayerischen Bergwacht kennenzulernen.

Der Name der Höhle kommt von den vielen Tierskeletten, die in der Tiefe verstreut liegen. Sie ist seit ihrer Entdeckung als das Gebeinhaus der Gamsen, Steinböcke und Murmeltiere bekannt: Durch ein unscheinbares Loch im Boden oberhalb der Priesbergalmen fallen sie in die Tiefe, irren verletzt wochenlang in der Dunkelheit umher und verenden irgendwann in den Gängen. Der Eingang zur Gotzenbeinhöhle (Katasternummer 1335/75) liegt in 1.775 Metern Höhe abseits des Wegs zwischen Stiergraben und Seeleinsee und ist so unauffällig, dass ihn die meisten Bergwanderer überhaupt nicht wahrnehmen.

Nach einer Stunde Aufstieg bei hochsommerlichen Temperaturen und mit schwerem Gepäck stiegen die 13 Einsatzkräfte vollbepackt mit persönlicher Schutzausrüstung, Bohrmaschinen, Seilen und Felsankern hinab in die Unterwelt, wo den polnischen Gästen zunächst bei einer kurzen Erkundungstour die Beschaffenheit der Höhle vorgestellt wurde. Dann wurde es für alle ernst: Die Patientendarstellerin musste in einer aufwendigen, vierstündigen Rettungsaktion mit viel Kraft und Kreativität liegend durch die steilen, rutschigen und hohen Schächte vorbei an vielen Engstellen zurück ans Tageslicht gebracht werden. „Unsere Technik-Spezialisten lösten dabei einige knifflige Aufgaben mit Einbauten in Form von Flaschenzügen und Seilbahnen, um die Höhlenrettungstrage mit der Patientin wieder möglichst schonend aus der Unterwelt bis an den Ausgang zu befördern. Im Einsatzfall muss jeder alles können!“, erklärt Höhlenrettungschef Peter Hogger.

„Unser internationales Team meisterte alle Hürden der alpinen Schachthöhle problemlos. Trotz mangelnder Polnisch-Kenntnisse unsererseits war der Tag ein voller Erfolg und hat auch sehr viel Spaß gemacht!“, sagte Hogger bei der Abschlussbesprechung auf der Priesbergalm.

Bei mehreren großen Übungen trainierten die Höhlenretter während der vergangenen Monate vor allem ihr Zusammenspiel mit der Salzburger Höhlenrettung, den anderen bayerischen Höhlenrettungsgruppen und den örtlichen Bergwachten. Hogger lobt dabei das Engagement der Aktiven: „Vom Dreck angelockt waren immer alle da, die sich irgendwie freinehmen konnten. Bravo! Als Bergwachtmänner mit solider Grundausbildung sind wir gewohnt, selbständig zu arbeiten und zu improvisieren.“

Bundesweit ereignen sich pro Jahr nur eine Hand voll Einsätze; wenn aber etwas passiert, dann sind alle voll gefordert, denn was die Höhlenretter tun, ist mitunter das Schwierigste, Personal- und Materialintensivste, was der Bergwachtdienst zu bieten hat. Das weiß auch der Freistaat Bayern, der allein für die Höhlenrettung in Freilassing in den letzten beiden Jahren rund 35.000 Euro ausgegeben hat; für persönliche Schutzausrüstung, einen Anhänger, spezielle Rettungsgeräte wie eine hydraulische Spreize und 1,2 Kilometer Statikseil.

„Höhlenrettung heißt in unserer Region mittlerweile Freilassing; wir haben deshalb den Status einer Rettungswache“, erklärt Hogger stolz, der Beauftragter für die Höhlenrettung in der Bergwacht-Region Chiemgau ist. Seit den Anfängen im Sommer 2007 hat sich einiges getan: Die Gruppe besteht mittlerweile aus 13 Höhlenrettern und weiteren Sympathisanten, die für größere Einsätze nachgefordert werden können. Regelmäßig, meist an Montagabenden sind die Spezialisten bei Übungen und Erkundungstouren in den heimischen Höhlen unterwegs; zusätzlich findet Trockentraining an Kletter- und Felswänden statt, denn in der Höhle, wo es stockdunkel ist, kann sich keiner Fehler erlauben.

Pressemitteilung BRK BGL
Bilder Herby Berger, BRK BGL
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