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Rettungstau-Fortbildung bei Sauwetter am Wachterl

Piloten, Notärzte und Rettungsassistenten von „Christoph 14“ üben mit der Bergwacht für Einsätze im alpinen und unwegsamen Gelände.

Bei Rettungseinsätzen im alpinen und unwegsamen Gelände ist es seit vielen Jahren nicht mehr wegzudenken: Mit dem Rettungstau kann die Crew des Traunsteiner Rettungshubschraubers „Christoph 14“ Einsatzkräfte der Bergwacht und den Notarzt auch dort an Unfallstellen absetzen, wo der Pilot aufgrund von Hindernissen wie Bäumen und Felswänden, oder schlicht weil es einfach zu steil ist, nicht mehr landen kann. Die Technik hat sich bewährt und kam allein 2014 61 Mal zur Anwendung. Obwohl die Retter mittlerweile viele Erfahrungen sammeln konnten, müssen das Verfahren, die Kommunikation im Team und das reibungslose Zusammenspiel zwischen Bergwacht, Piloten, Notärzten und Rettungsassistenten regelmäßig trainiert werden. Die Organisatoren Manfred Hasenknopf (Bergwacht-Region Chiemgau), Ekkehard Steinau (Pilot und Tau-Beauftragter von „Christoph 14“) und Robert Portenkirchner (BRK-Rettungsassistent und Leiter des Luftrettungszentrums Traunstein) hatten für aktiven Einsatzkräfte der Bergwacht und für die Piloten, Rettungsassistenten und Notärzte von „Christoph 14“ mehrere Übungsszenarien im Gebiet der Schwarzbachalmen zwischen dem Brunnhaus am Wachterl und den Ostabstürzten der Reiter Alpe vorbereitet.

Die Abläufe wirken routiniert, für den unwissenden Beobachter oft aber auch gefährlich und abenteuerlich: In Zusammenarbeit mit den örtlichen Bergwachten setzt die Besatzung des Traunsteiner Rettungshubschraubers „Christoph 14“ seit mittlerweile 17 Jahren erfolgreich das „Rettungstau-Verfahren“ ein, um verletzte, erkrankte oder in Not geratene Bergsteiger aus unwegsamem Gelände ins Tal zu fliegen. Trotz des herbstlichen nasskalten Regenwetters und umherziehender Nebelschwaden war die Sicht gut genug für die Übungsflüge. Jeweils am Vormittag und am Nachmittag absolvierten acht Bergwacht-Luftretter und Notärzte die Fortbildung.

Der Arbeitsplatz in luftiger Höhe auf der Hubschrauberkufe oder am Ende des Fixtaus ist für viele Menschen faszinierend und angsteinflößend zugleich, doch für die Profis nur Alltag, soweit sie genügend Übung haben. Pilot Eckart Steinau, der Rettungstau-Beauftragte von „Christoph 14“, Stationsleiter und BRK-Rettungsassistent Robert Portenkirchner und Manfred Hasenknopf, Luftrettungsausbilder der Bergwacht-Region Chiemgau, hatten die Fortbildung für ihre Kollegen vorbereitet. Schwerpunkt war die Arbeit mit dem Rettungstau an der Doppel-Lasthaken-Anlage von „Christoph 14“: Mit dem Tau wurden die Einsatzkräfte im steilen Bergwald unterhalb des Karecks und im Bereich des Wachterlsteigs abgesetzt, wobei sie ihre Kollegen im Kapp-Verfahren sichern und den Abtransport der fiktiven Patienten üben sollten. Beim Kapp-Rettungsverfahren wird der Bergwacht-Luftretter per Tau zum Patienten geflogen, der hilflos in seiner Selbstsicherung im Steig hängt. Der Retter sichert den Verunfallten ans Rettungstau; danach wird die Selbstsicherung durch Abheben entlastet und mit einer Schere durchtrennt. „Eine Kapp-Rettung ist für die Hubschrauberbesatzung besonders schwierig, da die Maschine für kurze Zeit über die Selbstsicherung des Verunfallten an den Berg gefesselt ist und damit nicht beliebig manövrieren kann“, erklärt Ausbilder Hasenknopf.

Einsatzstellen mit einer engen Hinderniskulisse, wie bewaldete Steilhänge und Absetzstellen in Schluchten und Klettersteiganlagen fordern den Rettungshubschrauberpiloten der Bundespolizei regelmäßig fliegerische Meisterleistungen ab. „Da ich während des Einsatzes den Bereich unterhalb der Maschine nicht selbst einsehen kann, vermindert die einwandfreie Verständigung über Funk die Unfallgefahr immens: Der Luftrettungsassistent steht als mein sprechendes Auge gesichert auf der linken Kufe und blickt direkt zum Tauende hinab. Er informiert mich über Hindernisse und teilt mir mit, wann Retter und Patient am Tau eingehängt werden“, berichtet Steinau, der abwechselnd mit seinen vier Kollegen im Cockpit des „H135T2i“ sitzt und die Übungsteilnehmer zu den Absetzpunkten am Berg bringt.

Dieses so genannte Einsprechen über Funk beginnt bereits auf der Anflugphase, wobei der Rettungsassistent den Piloten über die Höhe des Tauendes über dem Grund, mögliche Pendelbewegungen des Taus und gefährliche Hindernisse im Luftraum informiert. Im Nahbereich der Einsatzstelle werden die Abläufe dann schwieriger: Ständig übermittelt der Rettungsassistent genaueste Angaben über die Position des Taus sowie die Situation an der Einsatzstelle an den Piloten und überwacht, ob Hauptrotor und Heck frei von Hindernissen sind. Mit genauen Anweisungen des Rettungsassistenten positioniert der Pilot das Tau dann direkt über dem Unfallort. Im Schwebeflug bleibt die Maschine über der Einsatzstelle, bis der Notarzt oder der Bergwacht-Luftretter und der Verletzte gesichert sind.

Jeder Arbeitsschritt des schwierigen Manövers geschieht dabei unter strikter Einhaltung vorgegebener Abläufe und wird mit klaren Kommandos über Funk bestätigt. Nachdem der Notarzt oder der Bergwacht-Luftretter an der Einsatzstelle mitteilt „Tau eingehängt“, bestätigt der Pilot die Meldung mit „Ich steige“ und beginnt erst dann das Tau zu straffen, indem er den Hubschrauber langsam nach oben wegzieht. Auf dem Weg zum neuen Landeplatz kann der Pilot seine Sinkgeschwindigkeit und den Abstand des Tauendes zum Boden daran abschätzen, wie schnell der Notarzt oder Bergwacht-Luftretter nach unten zählen: „Zehn Meter, acht Meter, …“.

„Kein echter Bergeinsatz ist wie der andere; wir müssen uns je nach Gelände, Wetter und Zustand des Patienten anpassen“, erklärt Stationsleiter Robert Portenkirchner, Luftrettungsassistent beim Bayerischen Roten Kreuz (BRK). Seit über 34 Jahren ist das BRK im Auftrag des Zweckverbandes für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung der Betreiber der Rettungshubschrauberstation in Traunstein.

red/Pressemitteilung BRK BGL
Bilder © Ziegler BRK BGL
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