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BRK-Wasserwacht Berchtesgaden bei 42 Einsätzen gefordert

Überdurchschnittliches Einsatzjahr & vielseitiges Aufgabenspektrum: Neues Rettungsboot am Königssee hat sich bereits mehrfach bewährt

Sie kümmern sich ehrenamtlich um den Rettungsdienst an Bayerns schönstem See, haben dafür im Juli 2011 ein neues, hochmodernes Motorboot bekommen und mussten vergangenes Jahr zu insgesamt 42 Einsätzen ausrücken. Das breite Aufgabenspektrum der BRK-Wasserwacht-Ortsgruppe Berchtesgaden reicht dabei vom ganz normalen Boots-Krankentransport über den Königssee über aufwendige Rettungsaktionen aus Gebirgsbächen bis hin zur komplexen Vermisstensuche an der Ache. Die aktuell 34 aktiven Einsatzkräfte haben 2011 bei Ausbildungen, Übungen und Einsätzen über 3.400 unentgeltliche Stunden geleistet und im Vergleich zu anderen Organisationen nur wenig Nachwuchssorgen, da sie auch Kindern und Jugendlichen viel bieten können. Bei ihrer Jahreshauptversammlung im Berchtesgadener Rotkreuz-Haus blickten sie auf ein überdurchschnittliches Einsatzjahr zurück.

Baywatch-Klischee ist längst überholt
Täglich fahren hunderte bis tausende Touristen aus aller Welt mit den Elektrobooten der Schifffahrt über den Königssee nach St. Bartholomä. Bei medizinischen Notfällen kommen Notarzt und Rettungsdienst per Hubschrauber oder mit dem Rettungsboot der BRK-Wasserwacht, denn die abgelegenen Ausflugsziele sind nur aus der Luft, über den Wasserweg oder die Berge erreichbar. „Das Baywatch-Klischee vom mit Rettungsboje und Badehose bewaffneten, braungebrannten Rettungsschwimmer am Beckenrand ist längst überholt und abgelöst, denn die Arbeit im modernen Wasserrettungsdienst ist vielseitig und abwechslungsreich und umfasst weit mehr als nur den Wachdienst im Schwimmbad oder am See“, stellte der Technische Leiter der Ortsgruppe, Franz Kurz klar. Mit 42 Einsätzen waren die Berchtesgadener Wasserretter im vergangenen Jahr überdurchschnittlich oft gefordert: 28 mal rückte die Schnell-Einsatz-Gruppe (SEG) aus, unter anderem zu drei Vermisstensuchen, drei Taucheinsätzen für Sachbergungen, einer Fahrzeugbergung, zwei Canyon-Einsätzen, drei Erstversorgungen an Land und einer Totenbergung aus der Berchtesgadener Ache.

Schnelles Notarzt-Taxi & schwimmender Krankentransporter
Franz Kurz ist Namensgeber und Ehrenkapitän des neuen, im Juli 2011 in Dienst gestellten Rettungsbootes am Königssee; die rund 210.000 Euro teure Maßanfertigung trägt seine Handschrift. „Franz Xaver“ kann bis zu 15 Personen oder sogar ein ganzes ATV transportieren, ist 7,7 Meter lang und zweieinhalb Meter breit, hat einen drei Meter langen Kabinenaufbau, eine hydraulische Bugklappe zum Einladen liegender Patienten, einen Tragentisch, umfassende notfallmedizinische Ausstattung, eine Radaranlage mit GPS-Ortung für Fahrten bei Nacht und Nebel und zwei besonders starke Außenbordmotoren, die eine Höchstgeschwindigkeit von rund 55 Kilometern pro Stunde ermöglichen. „Damit könnte man auch Wasserski-Fahren“, scherzte Berchtesgadens Bürgermeister Franz Rasp in seinem Grußwort. Das Rettungsboot ist als schnelles Notarzt-Taxi und schwimmender Krankentransporter mittlerweile nicht mehr wegzudenken. 25 mal wurde es 2011 alarmiert, davon bereits 21 mal das neue Boot. Bei zwölf dieser Einsätze waren Erstversorgungen wegen erheblicher Verletzungen oder Erkrankungen notwendig; „kleinere Verletzungen, Trost und Pflasterkleben sind in der Statistik gar nicht erfasst“, erklärte Kurz. Zwölfmal musste die Bergwacht zu Einsatzstellen rund um den See gefahren werden oder Angehörige von Patienten zur Seelände zurückgebracht werden; zweimal wurden Vermisste gesucht.

Im Einsatz für Bergwacht und Feuerwehr
Außergewöhnliche Bootseinsätze waren unter anderem ein Schmorbrand im Pumpenhaus in St. Bartholomä, bei dem die Wasserwacht die Feuerwehr für den Erstangriff transportierte und die Arbeit der Atemschutzgeräteträger sanitätsdienstlich absicherte. Nach einem Felssturz, bei dem rund 100 Meter eines Wanderwegs verschüttet wurden, brachte die Wasserwacht Bergwacht und Suchhunde zum Einsatzort und kümmerte sich an drei Tagen um den Transport von insgesamt 165 Wanderern, die mit dem Rettungsboot vom Funtenseeweg zum Eisbach gefahren wurden. Einige der Einsätze dauerten auch bis in die Nacht, weshalb das Boot mit Radar und GPS ausgestattet ist. So musste die Wasserwacht einen intern erkrankten Patienten und seine Angehörigen abholen, den die Bergwacht zuvor vom Rinnkendlsteig gerettet hatte – Einsatzende war erst um 22 Uhr. „Franz Kurz, der von seinem Stellvertreter Martin Planegger stark unterstützt wird, ist der wichtigste Mann unserer Ortsgruppe. Er koordiniert als Technischer Leiter die Ausbildungen, erstellt die Dienstpläne, spricht sich mit den anderen Einsatzorganisationen ab und organisiert, dass die Ausrüstung gewartet wird“, lobte Ortsgruppenvorsitzender Gerhard Däuber.

Vielseitig ausgebildete Spezialisten im Wasserrettungsdienst
Der Dienst in der Berchtesgadener Wasserwacht ist fordernd und abwechslungsreich: Bei Tag und Nacht Rettung aus dem Wasser, medizinische Versorgung von Notfallpatienten, Eisdienst am Königssee und am Hintersee, oft schwierige Bootsfahrten auf der Ache oder am Königssee, klettertechnisch anspruchsvolle Canyon-Einsätze in Schluchten und Klammen, Wachdienst im Freibad Marktschellenberg, im Aschauerweiherbad, im Schornbad und in der Watzmanntherme und Taucheinsätze bei schlechter Sicht und unter Eisdecken, wobei hundert Kilo schwere Gegenstände aus 20 Metern Wassertiefe geborgen werden müssen. 2.302 der insgesamt 3.427 ehrenamtlich geleisteten Stunden waren deshalb für Ausbildungen und Übungen notwendig. Die 34 aktiven Einsatzkräfte sind vielseitig geschult und zum Teil Spezialisten auf gleich mehreren Fachgebieten. Zur Berchtesgadener Wasserwacht gehören aktuell vier Einsatzleiter der örtlichen Schnell-Einsatz-Gruppe (SEG), drei Einsatzleiter Wasserrettungsdienst (EL-WRD), die den Gesamteinsatz koordinieren, 25 Wasserretter, 17 Bootsführer, 13 Rettungstaucher, drei Canyon-Retter für Einsätze in wasserführenden Schluchten und Klammen und fünf Spezialisten für die hubschraubergestützte Wasserrettung. Mit acht Ausbildern für Rettungsschwimmen, sieben Schwimmausbildern, zwei Tauchausbildern, einer Erste-Hilfe-Ausbilderin und eine Ausbilderin für Sanitätskurse schult die Berchtesgadener Wasserwacht nicht nur ihre eigenen Helfer, sondern auch jährlich viele externe Teilnehmer von Kursen. „Prävention ist mitunter unsere wichtigste Aufgabe, denn wer gut schwimmen oder sogar anderen helfen kann, den müssen wir unter Umständen erst gar nicht retten!“, erklärte Ortsgruppenchef Däuber. 68 Rettungsschwimmabzeichen wurden 2011 außerhalb der Wasserwacht abgenommen. Nach im vergangenen Jahr erfolgreich absolvierter Ausbildung kann sich die Ortsgruppe über drei neue Schwimmausbilder und drei neue Wasserretter freuen.

Viel Übung für den seltenen Ernstfall
Auch wenn der Eisdienst meist eher eine Sanitätsabstellung ist und Eiseinbrüche nur sehr selten vorkommen, haben die Wasserretter bei gleich drei Übungen, teilweise zusammen mit den örtlichen Feuerwehren für den Ernstfall trainiert, um Patienten möglichst rasch aus dem eiskalten Wasser retten zu können. „Mit einer tragfähigen Eisdecke am Hintersee wird es diesen Winter aber wohl nichts mehr“, meinte Kurz. Wer anderen helfen will, sollte selbst gut schwimmen können: Die Wasserretter mussten deshalb bei ihrem wöchentlichen Training mindestens das Deutsche Rettungsschwimmabzeichen in Silber ablegen; bei gutem Wetter tauschten die Ehrenamtlichen ihr zweites Zuhause, die Watzmanntherme schon mal mit dem etwas frischeren Königssee. Zusätzlich fanden unzählige Übungen und Ausbildungen statt, unter anderem zu den Themen Funk, Sanitätsdienst, Abseilen und Selbstsicherung im Gelände, im Steilufer des Königssees und von Brücken, Wiederbelebung mit dem Frühdefi, diverse Lehrscheinverlängerungen, Seminare auf Bezirks- und Landesebene, Lehrgruppentagungen für Taucher und Rettungsschwimmer, Fließgewässerrettung, eine Nachtübung in der Königsseer Ache, jeweils dreistündige Fortbildungen für alle 17 Bootsführer, Radarfahrten, eine landkreisweite Wasserretterausbildung mit 15 Teilnehmern, mehrere Übungen der Canyon-Rettungsgruppe, zum Teil in Zusammenarbeit mit den regulären Wasserrettern, Tauchübungen, bei denen mit Werkzeugen unter Wasser gearbeitet wurde, Nacht- und Eistauchübungen, ein Training zur hubschraubergestützten Wasserrettung am Waginger See und eine landkreisweite Einsatzübung mit den anderen Wasserwachten an der Saalach zwischen Ainring und Freilassing.

Für den Nachwuchs ist jede Menge geboten
„Erwachsene, aktive Einsatzkräfte könnten wir durchaus noch mehr brauchen“, erklärte Kurz. Nachwuchssorgen wie viele andere ehrenamtliche Organisationen hat die Berchtesgadener Wasserwacht aber derzeit kaum, denn durchschnittlich 80 Kinder und Jugendliche nahmen im vergangenen Jahr am Schwimmtraining teil, das jeden Donnerstag von 18 bis 20.15 Uhr in der Watzmanntherme stattfindet; danach trainieren die Großen. Für Jugendleiterin Kathi Maltan bedeutet der starke Ansturm jede Menge Arbeit, wobei sie aber von einem engagierten Ausbilderteam tatkräftig unterstützt wird. Sechs Gruppen und jeweils ein Schwimmkurs für Anfänger mussten das ganze Jahr über betreut werden. „Wir trainieren dabei Technik und Ausdauer, damit die Teilnehmer Abzeichen wie das Seepferdchen schaffen – Spiel und Spaß stehen aber gerade bei den ganz Kleinen im Mittelpunkt“, berichtete Maltan. Die Ausbilder-Arbeit trägt dabei satte Früchte: 144 Abzeichen haben sich die Kinder und Jugendlichen 2011 in den Wasserwacht-Kursen verdient, darunter 19 Silberabzeichen, 76 Seepferdchen, 31 Bronzeabzeichen, drei Goldabzeichen und 15 Schnorchelabzeichen. Eng vernetzt greifen die Schwimmausbilder der Wasserwacht auch den Lehrern beim Schwimmunterricht in den heimischen Schulen unter die Schultern. Maltan: „Vor allem Marco Püschl, Elaine Fiebrich und Eva Nagel haben dabei unzählige Stunden geleistet.“ Püschl wurde für sein außergewöhnliches Engagement mit der Wasserwacht-Medaille in Bronze geehrt. „Dieser enorme Einsatz ist sicherlich ein Hauptgrund dafür, dass die Klassen des südlichen Landkreises auch 2011 wieder landesweit vorderste Plätze beim Schulschwimmwettbewerb belegt haben“, lobte Kreis-Wasserwacht-Chef Rudi Schierghofer, der wie auch der Ehrenvorsitzende der Kreis-Wasserwacht, Alfons Kandler, in seinem Grußwort vor allem den Ausbildern für ihre Arbeit dankte. Für den Wasserwacht-Nachwuchs war zusätzlich noch jede Menge geboten: Im April fand eine große, landkreisweite Übung am Thumsee statt, im Juli durften die Kinder auf der Saalach zwischen Unken und Fronau raften und für die zehn bis 16-Jährigen gab es ein Zeltlager. Mit ihrem Ferienprogramm versuchte die Wasserwacht im August neue Kinder für ihre Arbeit zu begeistern: Sie durften Fahrzeug und Ausrüstung besichtigen und das neue Rettungsboot am Königssee testen.

Lob und Anerkennung für die ehrenamtliche Arbeit
Gerhard Däuber und Franz Kurz lobten die anderen Einsatzorganisationen für die gute Zusammenarbeit und dankten den vielen Spendern, die das neue Rettungsboot am Königssee mit finanziert haben. Kreisbrandinspektor Stefan Pfnür und Berchtesgadens stellvertretender Polizeichef Franz Sommerauer antworteten in ihren Grußworten mit ebenso viel Anerkennung und Lob für die Arbeit der Wasserwacht. „Mein Chef Günther Adolph will nun auch ein neues Polizeiboot für den Königssee, nachdem er Euer tolles neues Boot gesehen hat. Ich muss ihm aber erst mal erzählen, wie viel Herzblut, Arbeit und Planung da drinnen steckt“, sagte Sommerauer. Eine im Weiher eigebrochene Schneefräse, die von Tauchern geborgen werden muss, längerfristige Krankheitsvertretung für Bademeister Peter Tronicsek im Schornbad und Erste-Hilfe-Fortbildungen für die Bad-Angestellten – die Hilfe der Wasserwacht hatte 2011 viele Gesichter. Berchtesgadens Bürgermeister Franz Rasp, Schönaus zweiter Bürgermeister Manfred Vonderthann und Robert Mayr von der Bischofswiesener Gemeindeverwaltung dankten mit lobenden Worten und Geldspenden für die vielfältig geleisteten Dienste. „Wie gut ihr seid, sehe ich derzeit jeden Tag an meinem kleinen Sohn Franzi. Es war für ihn ein Drama, als er letzten Donnerstag krank war und nicht in den Schwimmkurs gehen konnte. Wir kämpfen derzeit hart ums Seepferdchen“, erzählte Rasp.

Pressemitteilung BRK BGL
Bild © Leitner BRK BGL
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