untersberger.info - Logo


BRK-Kriseninterventionsdienst (KID) war 2013 bei 87 Einsätzen gefordert

Da sein für den Nächsten: Aktuell 22 ehrenamtliche Frauen und Männer leisten Beistand in den schwierigsten Stunden.

Der Kriseninterventionsdienst (KID) des Roten Kreuzes war vergangenes Jahr im Berchtesgadener Land bei insgesamt (87 (2012: 92) Einsätzen gefordert. „Viele Menschen haben schon von uns gehört, gelesen oder auch bereits Kontakt gehabt. Doch was tatsächlich an Logistik, Struktur, Bereitschaft und Zeitaufwand hinter den drei Buchstaben KIT (Kriseninterventionsteam) steht, ist dem Großteil der Bevölkerung nicht wirklich bewusst“ erklärt Helmut Langosch, Fachdienstleiter für Psychosoziale Notfallversorgung der BRK-Bereitschaften im Landkreis, der den Dienst vor rund 13 Jahren ins Leben gerufen und ehrenamtlich auf- und ausgebaut hat.

Aktuell teilen sich 22 freiwillige Frauen und Männer abwechselnd im Schichtdienst jeden Tag rund um die Uhr die Rufbereitschaft, um für Menschen da zu sein, die während und nach einem Notfallereignis unter akutem psychischem Schock stehen, beziehungsweise unter starken seelischen Belastungen leiden. „Für diese Menschen da zu sein heißt, abseits spektakulärer Einsatzstellen den Menschen zuzuhören, offene Fragen fachlich und kompetent zu beantworten, im Rahmen der Möglichen eine gewünschte Abschiednahme vom Verstorbenen zu ermöglichen und gegebenenfalls dabei zu begleiten. Es bedeutet aber auch, sie aktiv bei aktuellen organisatorischen Dingen zu unterstützen und die nächsten Tage so zu strukturieren, dass die betroffenen Menschen wieder selbst oder mit institutioneller Unterstützung ihre Zukunft gestalten können“, erläutert Langoschs Stellvertreter Daniel Bechtel.

Projekt an heimischen Schulen gestartet


Oft reicht es aus, wenn die ehrenamtlichen Krisenberater einfach nur da sind und zuhören. Langosch: „Manchmal braucht es aber aufgrund von Trauer, Angst, Hilflosigkeit und auch Verzweiflung mehr als die allein schon oft so wertvolle Anwesenheit eines Mitmenschen.“ Suizid, Unfalltod, plötzlicher Tod, Tod nach längerer Krankheit, sexueller Missbrauch, Geiselnahme und Amoklauf sind Ereignisse, die nicht nur im Alltag, sondern auch in Schulen fundamentale Krisen auslösen und Chaos verursachen können. Im Jahr 2013 hat der KID des BRK deshalb mit einem neuen Projekt die Schulen im Landkreis über Kriseninterventions- und Präventionsmaßnahmen informiert, da vor allem Todesfälle im Kindes- und Jugendalter einen extrem großen Kreis an Betroffenen tangieren. „Schulen sind Orte, in denen das Leben pulsiert und Menschen auf das Leben vorbereitet werden. Vielleicht treffen Schulen diese Todesfälle auch deshalb besonders schwer. Vor allem die Lehrer sollten wissen, an wen sie sich zur Akuthilfe wenden können, damit wir frühzeitig reagieren und größeren Schaden vermeiden können“, erklärt Krisenberater Michael Storch, der hauptberuflich selbst an der Christophorusschule unterrichtet.

Brücken für Betroffene bauen


Krisenberater müssen fachlich kompetent und verständlich belastende Symptome und Reaktionen bei Betroffenen erkennen und erklären können sowie Zeitfenster aufzeigen, in denen viele dieser Reaktionen als normales Verhalten bei einem außergewöhnlichen Ereignis eingeordnet werden können. Zum Repertoire gehören aber auch konkrete Vorschläge für fachliche Möglichkeiten der weiteren Unterstützung, beispielsweise Psychotherapeuten, Psychologen oder Kliniken für diejenigen Menschen, die mit der aktuellen Situation nicht oder nur unverhältnismäßig schwer zurechtkommen. Langosch: „Wir nennen das vereinfacht ausgedrückt „Brücken bauen“.“

Damit die Ehrenamtlichen ihre Dienste verantwortungsbewusst anbieten können, ist für jeden Krisenberater im KID Berchtesgadener Land neben einer umfangreichen Grundausbildung auch eine regelmäßige Aus- und Weiterbildung obligatorisch. Der komplexe Fachbereich Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) der BRK-Bereitschaften beinhaltet Krisenintervention (KID), Stressbewältigung für Einsatzkräfte (SbE), beziehungsweise Critical Incident Stress Management (CISM) und die Grundlagenausbildung PSNV für jeden Helfer im Roten Kreuz.

Studium sehr erfolgreich abgeschlossen


Um auch bei Großschaden- und Katastrophenfällen noch besser und ganzheitlich helfen zu können, haben der PSNV-Fachdienstleiter Helmut Langosch, sein Stellvertreter Daniel Bechtel und die auch im PSNV-CISM-Team aktive Ortsbeauftragte des Technischen Hilfswerks (THW) im Berchtesgadener Land, Sandra Huber an der Donau-Universität in Krems den Studiengang „Psychotraumatologie und Stressmanagement“ absolviert und vor wenigen Wochen mit sehr gutem Erfolg abgeschlossen. „Wir haben diesen enormen Zeitaufwand über ein ganzes Jahr hinweg auf uns genommen, um mit einem kompetent aufgestellten KID in Zukunft noch besser für betroffene Menschen im Berchtesgadener Land da zu sein“, erklärt Langosch, der sich aber auch seiner Verantwortung den Helfern gegenüber bewusst ist. „Über die eigentliche KID-Arbeit hinaus bieten wir deshalb auch allen betroffenen Einsatzkräften sämtlicher Organisationen unsere fachliche Unterstützung nach schweren Einsätzen an.“ CISM oder SbE sind vor allem auch Präventionsarbeit und beinhalten kostenfreie Fortbildungen, in denen die Einsatzkräfte lernen, sich mit den für sie unabdingbaren Themen Stress und Stressverarbeitung auseinanderzusetzen.

Über Spenden finanziert: Einsätze sind kostenfrei


Die KID-Einsätze erfolgen immer kostenfrei, da der Dienst ausschließlich durch Spenden finanziert wird. Davon braucht der Fachdienst des Roten Kreuzes jede Menge, denn für Aus- und Fortbildung sowie Supervision fallen hohe Kosten an. „Wir müssen jährlich rund 2.000 Euro allein für Supervision mit einem Fachmann ausgeben, die notwendig ist, damit auch die Krisenberater ihre Erlebnisse bei den häufig sehr emotionalen Betreuungen besprechen können um nicht selbst daran Schaden nehmen“, berichtet Langosch. Für die Grundausbildung eines Krisenberaters – im Herbst 2014 soll wieder ein entsprechender Kurs im Landkreis stattfinden –fallen rund 700 Euro Kosten pro Teilnehmer an. Auch für Referenten, die für die Fortbildung und Weiterbildung unerlässlich sind, müssen Honorare bezahlt werden. Das Geld ist gut investiert, denn der vor 13 Jahren ins Leben gerufene Dienst hat sich bewährt wie kaum kein anderer: Durchwegs positive Rückmeldungen von Betroffenen, die unmittelbar nach schweren Unglücken oder dem Tod eines nahestehenden Menschen betreut wurden, bestätigen den ehrenamtlichen Krisenberatern, dass ihre Arbeit ein unverzichtbarer Bestandteil im Rettungsdienst geworden ist.

Pressemitteilung BRK BGL

0 Kommentare

Noch keine Kommentare.
Kommentar schreiben
maximal 1000 Zeichen
Erweiterte Suche
Terminkalender
Mai 2024
MoDiMiDoFrSaSo
293012345
6789101112
13141516171819
20212223242526
272829303112
Bglwiki