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BRK-Wasserwacht hat nach fünf Jahren ohne Hallenbad stark gelitten

Ende einer Durststrecke in Sicht: Freiwillige Rettungsschwimmer können Eröffnung des neuen Sportbads kaum erwarten

Seit fünf Jahren zappelt sie wie ein Fisch im Trockenen: Die BRK-Wasserwacht-Ortsgruppe Bad Reichenhall hat seit dem Einsturz der Reichenhaller Eishalle und der einhergehenden Schließung der Schwimmhalle personell stark gelitten. Gerade in den Wintermonaten, wenn alle Freibäder geschlossen haben, fehlt den derzeit noch 38 aktiven ehrenamtlichen Rettungsschwimmern ein geeignetes Hallenbad für regelmäßiges Training, ihre Jugendarbeit und die im Kampf gegen den Ertrinkungstod so wichtigen Anfängerschwimmkurse. Bei der Jahreshauptversammlung der Ortsgruppe im Gebäude der Wäscherei Abel in Aufham waren die Mitglieder dennoch zuversichtlich: All ihr Hoffnungen fixieren sich auf das zukünftige Sportbad an der Therme, das im September aufmachen soll.

Kinder halten nur wenige Minuten im Wasser durch
„Es ist erschreckend, dass hier am Ort viele Kinder im Grundschulalter zwar Schwimmen gelernt haben, aber nur wenige Minuten im Wasser durchhalten, weil sie nicht regelmäßig trainieren können“, beanstandete Wasserwacht-Ortsgruppenvorsitzender Siegfried Hauber. Nach einer fünfjährigen Durststrecke sehen die Freiwilligen nun endlich Licht am Ende des Tunnels und fiebern der Eröffnung des neuen Sportbads an der Therme entgegen, wo sie wieder zu arbeitnehmerfreundlichen Zeiten schwimmen und ausbilden können. „Wir haben bereits ein Trainingskonzept ausgearbeitet, das auf den Bahnkapazitäten des alten Hallenbads in der Münchner Allee aufbaut und nach unserem Wunsch bereits im Herbst im neuen Bad umgesetzt werden soll“, erklärt Hauber. Gespräche mit der Thermen-Geschäftsführung finden in den nächsten Wochen statt.

Sechs SEG-Einsätze und 75 Erste-Hilfe-Leistungen
Von ihrer 2008 neu bezogenen Rettungswache in der Frühlingstraße aus rückt die mobile Schnell-Einsatz-Gruppe (SEG) der Reichenhaller Wasserwacht aus, wenn sie von der Integrierten Leitstelle Traunstein zu Notfällen an den heimischen Gewässern alarmiert wird; 2010 war die SEG sechsmal gefordert. Neben ihrem Einsatzfahrzeug verfügen die Retter über zwei Anhänger, fünf Motorrettungsboote und drei Raftingboote für Sucheinsätze im Wildwasser. „Unterhalt und Ausrüstung kosten jede Menge Geld. Ohne Spenden wäre vieles überhaupt nicht möglich für uns“, erklärt Hauber, der die Kosten für die persönliche Schutzausrüstung eines Wasserretters auf über 600 Euro beziffert. „Bei 36 Aktiven kommt so ganz schön viel zusammen, zumal bestimmte Ausrüstungsgegenstände wie Seile aus Sicherheitsgründen immer wieder ausgetauscht werden müssen.“ 460 unentgeltliche Stunden hat die Wasserwacht 2010 bei der Wartung ihrer Geräte und Ausrüstung verbracht.

Weitaus weniger spektakulär aber ebenso wichtig ist der Dienst, den die Ehrenamtlichen oft weitgehend im Verborgenen leisten: Sie passen an ihren Wachstationen am Thumsee, am Höglwörther See und im Aufhamer Staufenbad auf, dass nichts passiert und stehen für Notfälle aller Art bereit, wobei sie im vergangenen Jahr fast 1.300 Stunden leisteten. 75 Mal musste die Reichenhaller Wasserwacht 2010 vor allem während dieser Wachdienste Erste Hilfe leisten und war im Ernstfall rasch zur Stelle. Vier ihrer Patienten wurden durch den Landrettungsdienst zur weiteren Behandlung in eine Klinik gebracht.

Gut ausgebildete Spezialisten
Die 36 aktiven Rettungsschwimmer und Sanitäter sind Spezialisten mit oft gleich mehreren Fachausbildungen: 16 Wasserretter, 16 Motorbootführer, 13 Rettungstaucher, 13 Wachleiter, acht Canyon-Retter, vier Einsatzleiter und drei Luftretter gibt es bei der Reichenhaller Wasserwacht, die im vergangenen Jahr fast 1.500 Stunden bei Aus- und Fortbildungen verbracht hat, um im Notfall bestens vorbereitet zu sein. Bei Günter Eisenschink, ihrem Technischen Leiter laufen alle Fäden zusammen: Er ist für die Ausbildung und Ausrüstung der Mitglieder verantwortlich und berichtete bei der Jahreshauptversammlung in Wort und Bild von den Lehrgangs-Highlights im vergangenen Jahr: Am Thumsee trainierten die Wasserwacht-Luftretter mit dem Team von „Christoph 14“ für die hubschrauberunterstützte Wasserrettung, in einem weiteren Lehrgang hat die Ausbildung für neue Rettungs- und Bergetaucher begonnen und bei einer Rettungs- und Suchübung an der Königsseer und Berchtesgadener Ache konnten die Wasserwachten und Feuerwehren ihre Zusammenarbeit verfeinern. Günter Eisenschink ist kein Mann der großen Worte; er packt im Einsatzfall lieber selbst mit an und hat zahlreiche Spezialausbildungen durchlaufen. Im vergangenen Jahr bestand er als jüngster Teilnehmer zusammen mit Ortsgruppenchef Hauber, der als ältester Teilnehmer antrat, den zeitintensiven Kurs zum Ausbilder für Rettungs- und Bergetaucher am Bodensee. Christian Hausmann hat im vergangenen Jahr die Ausbildung zum Motorbootführer durchlaufen. Susanne Lehnart und Julia Wedel dürfen sich nach erfolgreicher Prüfung im letzten Jahr nun Wasserretter nennen.


Wasserwacht darf nicht mehr beim Ostermarkt mitmachen
Fahrzeuge werden im Wasserrettungsdienst durch den Freistaat Bayern bezahlt. Die Betriebs- und Unterhaltskosten sowie die Unterbringung der Fahrzeuge und zusätzliche Ausstattung finanziert das Rote Kreuz über Spenden und Benutzungsentgelte für Einsätze. Vor allem medizinisches Verbrauchsmaterial mit Ablaufdatum und die Wartung von Geräten wie Frühdefis belasteten die Kasse 2010 sehr. Kassenwart Grit Schulz musste das vergangene Jahr mit einem Minus von rund 600 Euro abschließen und bedauerte, dass sich die Wasserwacht heuer nicht mehr um den Kuchen- und Getränkeverkauf beim Ostermarkt im Alten Kurhaus kümmern darf, der in den vergangenen Jahren immer eine wichtige Einnahmequelle war: „Ich weiß nicht, warum man uns dort nicht mehr haben will.“ Vor allem die Ersatzbeschaffung von zwei defekten Überlebensanzügen für die Eisrettung wird 2011 nochmal stark zu Buche schlagen. „Die können wir aber erst kaufen, wenn wir die notwendigen Spenden gesammelt haben“, erklärt Hauber.

Nur noch zehn Kinder in der Wasserwacht-Jugend
2005 waren noch fast 40 Kinder und Jugendliche in der Reichenhaller Wasserwacht aktiv. „Mittlerweile sind die beiden Jugendgruppen auf sechs Kinder im Alter zwischen acht und 13 Jahren und vier Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren geschrumpft“, bedauerte die stellvertretende Jugendleiterin Julia Wedel in ihrem Jahresrückblick. Obwohl Jugendleiterin Alexandra Hausmann und ihr Team den Mitgliedern mit einem themenreichen Programm viel bieten konnten, war das nur 14-tägige Schwimmtraining in unregelmäßigen Abständen auf Dauer einfach zu wenig und wegen der langen Autofahrten zu unattraktiv, um alle bei der Stange zu halten. Wedel bedankte sich bei der Gemeinde Berchtesgaden und der Stadt Freilassing für die Trainingsmöglichkeiten in der Watzmanntherme und im Badylon.

„Aufgrund der nach wie vor fehlenden Schwimmhalle in Bad Reichenhall konnten die ehemals sehr erfolgreichen Schulen des mittleren Landkreises während der letzten Jahre nicht mehr am Schulschwimmwettbewerb teilnehmen“, bedauerte Kreis-Wasserwacht-Chef Rudolf Schierghofer in seinem Grußwort. „Die Erstklässler können oft noch nicht schwimmen; früher hatten sie alle schon das Seepferdchen“, meinte Angers Bürgermeister Sylvester Enzinger. Er und Dr. Herbert Lackner lobten den ehrenamtlichen Einsatz der Wasserwacht und luden die Aktiven für die kommende Saison wieder zum Training ins renovierte Freibad Marzoll und ins Staufenbad Aufham ein, das ab Herbst ebenfalls saniert werden soll. Bad Reichenhalls Polizeichef Wilhelm Bertlein bedankte sich für die gute Zusammenarbeit zwischen Polizei und Wasserwacht bei Einsätzen und Veranstaltungen.

Ehrenzeichen für langjährigen aktiven Dienst
Trotz schwieriger Zeiten – wie während der vergangenen fünf Jahre ohne Hallenbad – hat ein eiserner Kern der Wasserwacht stets die Treue gehalten. Für ihren langjährigen aktiven Dienst zeichneten Siegfried Hauber und Kreis-Wasserwacht-Chef Rudolf Schierghofer vier Mitglieder aus: Andreas Mayer (40 Jahre), Alexander Schwarz (35 Jahre), Barbara Paul (25 Jahre) und Kathrin Simstich (5 Jahre). Helga Winkler (35), Sabine Standl (15 Jahre), Betina Wiederer (15 Jahre) und Katja Preusche (5 Jahre) waren auf der Jahreshauptversammlung verhindert, wurden aber ebenfalls geehrt.

Pressemitteilung BRK BGL

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