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Siegfried Fritsch bleibt Freilassinger Bergwacht-Chef

Jahreshauptversammlung getrübt vom Lawinentod des wiedergewählten stellvertretenden Bereitschaftsleiters Dr. Hubert Glässner.

Die ehrenamtlichen Berg- und Höhlenretter der Bergwacht Freilassing haben am Donnerstag bei ihrer Jahreshauptversammlung im BRK-Haus auf das vergangene Einsatz- und Ausbildungsjahr zurückgeblickt, den weiteren Ausbau ihrer Höhlenrettungswache präsentiert, Hans Putzhammer, den ehemaligen Hüttenwart der Seeleinsee-Diensthütte für 36 Jahre freiwillige Mitarbeit geehrt und die am 28. Februar neu gewählte Bereitschaftsleitung vorgestellt. Der Abend war getrübt vom plötzlichen Tod ihres stellvertretenden Bereitschaftsleiters und verdienten Kameraden Dr. Hubert Glässner, der am 5. März bei einem tragischen Lawinenunglück am Scheiblingkogel im Tennengebirge ums Leben gekommen ist.

Neuwahlen bereits am 28. Februar
Glässner und Bereitschaftsleiter Siegfried Fritsch wurden am 28. Februar für die kommenden vier Jahre wiedergewählt. Niko Magg bleibt weiterhin Kassier, Thomas Klein und Gerhard Hogger lösen Werner Bahr und Horst Weilacher als gewählte Revisoren ab. Manfred Huber übergibt sein Amt als Ausbildungsleiter nach vier Jahren an Thomas Läpple, der auch in Zukunft als Hüttenbeauftragter für die Seeleinsee-Diensthütte verantwortlich zeichnet und bei der Rettungsdienst-Ausbildung von Rudi Hiebl als Stellvertreter unterstützt wird. Geräte- und Fahrzeugwarte sind Guido Fick und Bernhard Fuchs, wobei Fuchs auch die aktiven Einsatzkräfte in der Handhabung des Frühdefis schult und fortbildet. Verantwortlicher für Natur- und Umweltschutz ist Simon Maier. „Die Neuwahl des stellvertretenden Bereitschaftsleiters wird nach den Osterferien stattfinden, wobei wir den genauen Termin noch bekanntgeben; alle übrigen Posten behalten ihre Gültigkeit“, erklärte Fritsch, der im Totengedenken auch an den verstorbenen Kameraden Karl Hecht erinnerte.

24 Einsätze und vielfältige Aufgaben
Sie sind als Höhlenretter der Bergwacht-Region Chiemgau, als Gruppe für Funk und Kommunikation und als Experten im Kriseninterventionsdienst (KID) Spezialisten auf gleich mehreren Fachgebieten, meisterten 2012 aber auch 24 reguläre Bergrettungseinsätze und eine Hilfeleistung; 16 zusammen mit den Bergwachten Bad Reichenhall und Teisendorf-Anger und acht eigene bei 16 Diensttagen im Skigebiet am Götschen. Zusätzlich wurden von den beiden Krisenberatern Bergsteiger nach schweren Unglücken und Todesfällen psychisch betreut, Sportveranstaltungen wie der Graziman am Zwiesel und Ringer-Wettkämpfe in Anger abgesichert und 293 Naturschutzstreifen durchgeführt. Insgesamt leisteten die Ehrenamtlichen dabei 11.690 Stunden, davon 8.760 im Bereitschaftsdienst.

Spezialisten auf gleich mehreren Gebieten
Von den derzeit 58 Mitgliedern der Bergwacht Freilassing sind 24 aktiv und sieben Anwärter; zusätzlich unterstützen 195 Fördermitglieder die Arbeit finanziell, wobei die Zahl wegen Todesfällen leicht rückläufig ist. Auffällig ist die große Anzahl an medizinischem Fachpersonal und Spezialisten: Neben zwei Ärzten gehören auch sechs Rettungsassistenten, vier fertig ausgebildete Einsatzleiter, vier Einsatzleiter in Ausbildung, zwei Mitglieder des Kriseninterventionsdienstes (KID) und zwei Naturschutz-Fachberater zum Team. Acht der aktiven Einsatzkräfte haben bisher beide Ausbildungsmodule zur Höhlenrettung absolviert. Ausbildungsleiter Manfred Huber zog nach vier Jahren Bilanz, bedankte sich bei den Anwärtern für ihre Treue und ihr Durchhaltevermögen und übergab sein Amt an seine beiden Nachfolger Thomas Läpple und Rudi Hiebl. 2012 fanden 19 Aus- und Fortbildungstermine für die aktiven Einsatzkräfte statt, wobei im Durchschnitt immer die Hälfte anwesend war. Themen waren Höhlenunterricht (2), Winter (3)- und Sommerausbildung (8), Medizin- und Rettungstechnik (5) und Naturschutz (1).

Fünf neue Bergwachtmänner und –frauen ausgebildet
Kondition und alpines Können als Skifahrer, Kletterer und Bergsteiger sind die Einstiegsvoraussetzungen für die rund zwei- bis dreijährige Ausbildung zum aktiven Bergretter, die aus vier Wochenenden Notfallmedizin, Sommer- und Wintersichtung und -prüfung, zwei Tagen Hubschrauber-Grundlehrgang, einem Tag Naturschutz und dazwischen jeder Menge Übung und Lernen besteht. Danach folgt die Spezialistenausbildung, beispielsweise zum Höhlenretter, Hundeführer oder Canyon-Retter. Aktuell sieben Anwärter beweisen, dass der abwechslungsreiche, aber auch sehr anspruchsvolle Dienst in der Bergwacht trotz schwieriger Zeiten für das Ehrenamt noch immer junge Menschen begeistern kann. Die Ausbilder zeichnen maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Bergretter auch schwierige Situationen im Einsatz souverän als Team meistern. Die jungen Leute profitieren dabei von der guten Kameradschaft und sind nach absolvierter Ausbildung fit, um die anspruchsvollen Prüfungen für den aktiven Dienst zu bestehen. In den letzten vier Jahren als Anwärter-Ausbilder und Ausbildungsleiter hat Huber viele auf dem aufwendigen Weg begleitet, wobei Heike Glässner, Simon Rainer, Bernhard Fuchs, Felix Huemer und Franz Güntner alle Prüfungen erfolgreich absolvierten und nun fertige Bergretter sind. Benedikt Hiebl und Johannes Buckel bestanden bereits die Sommerprüfung und sind noch in Ausbildung. „Die Anforderungen sind im Vergleich zu meinen Anfangszeiten mittlerweile heftig, in den Prüfungen waren keine Durchfaller aus Freilassing dabei!“, freute sich Huber.

Der große Einsatz unter Tage blieb bisher aus
Die Bergwacht Freilassing betreibt die Höhlenrettungswache der Bergwacht-Region Chiemgau. Ein großer Teil ihrer Arbeit findet deshalb im Verborgenen tief unter der Erde, im Reich der Maulwürfe und Fledermäuse statt. Der große Einsatz unter Tage blieb bisher aus, im November ging aber gegen 23 Uhr ein Alarm von der Fürstenbrunner Höhle ein, wo drei Leute abgingen, die dann wieder auftauchten, bevor die Salzburger und Freilassinger Höhlenretter ausrücken mussten. „Wir haben uns während der letzten Jahre permanent gesteigert und sind für den Ernstfall bereit“, berichtete Peter Hogger stolz, der Beauftragter für die Höhlenrettung in der Bergwacht-Region Chiemgau ist und mit heiteren Fotos von Übungen und Bergtouren an den verstorbenen Dr. Hubert Glässner erinnerte. „Er hat die Höhlenrettung mit aufgebaut und hätte ein Leben in Krankheit und ohne seine Berge verschmäht. Als er starb war er fit und am Zenit seiner Bergsteiger-Karriere; so sollten wir ihn in Erinnerung behalten!“ Bundesweit ereignen sich pro Jahr nur eine Hand voll Höhleneinsätze; wenn aber etwas passiert, dann sind alle voll gefordert, denn was sie tun ist mitunter das Schwierigste, Personal- und Materialintensivste, was der Bergwachtdienst zu bieten hat. Seit den Anfängen im Sommer 2007 hat sich einiges getan: Die Gruppe besteht mittlerweile aus zwölf Höhlenrettern und weiteren Sympathisanten, die für größere Einsätze nachgefordert werden können.

Enge Zusammenarbeit mit den Salzburgern
Regelmäßig, meist an Montagabenden sind die Spezialisten bei Übungen und Erkundungstouren in den heimischen Höhlen unterwegs; zusätzlich findet Trockentraining wie am Grödiger Überhang statt, denn in der Höhle, wo es stockdunkel ist, kann sich keiner Fehler erlauben. „Wir arbeiten eng mit den Salzburgern zusammen, haben in der Brunnecker Höhle Telefonleitungen eingebaut, drei Tage im Eisrohr-System auf der Reiter Alpe biwakiert, Mimen aus dem Kühlloch oder der Lindwurmhöhle gerettet und mit Flaschenzug- und Seilbahn-Systemen zurück ans Tageslicht gebracht. Die Salzburger punkten immer wieder mit ihrer super Versorgungs- und Verpflegungs-Infrastruktur im Außenbereich; hier haben wir in Bayern noch Nachholbedarf“, berichtete Hogger. 17 Einsatzkräfte der Bergwacht-Höhlenrettungsgruppen aus Freilassing, München, Murnau und Rosenheim konnten im September zum ersten Mal überhaupt mit einem Transporthubschrauber der Bundespolizei üben, wie im Ernstfall innerhalb kürzester Zeit eine zweistellige Zahl an Rettern und mehrere hundert Kilo Ausrüstung vom Tal zum Eingang einer abgelegenen alpinen Schachthöhle geflogen werden. Übungsobjekt waren die Hirscheckschächte auf dem Hochplateau der Reiter Alpe. Ein 30-Meter Seil und ein Lastennetz für derartige Hubschrauber-Einsätze sind im Katastrophenschutz-Set des Landkreises bei der Feuerwehr Bad Reichenhall eingelagert.

Höhlenrettungsanhänger und Garage ausgebaut
„Jedes im zuvor nackten Höhlenrettungsanhänger eingebaute Teil trägt die Fingerabdrücke von Thomas Klein, der dafür sehr viel Zeit investiert hat“, lobte Hogger. Der mittlerweile fertig ausgebaute, beklebte und mit hochwertiger Ausrüstung ständig beladene Hänger steht abmarschbereit in der Garage im neuen Ainringer Feuerwehrhaus, die Dank mehrerer Spenden, unter anderem vom DAV Freilassing, mit einem Rolltor, einem Schild, Regalen und einer Sitzecke ausgestattet werden konnte. 2013 sollen in der ehemaligen Supermarkt-Halle noch ein Trainingsparcours, eine Holz-Balkon-Empore und eine Nasszelle eingebaut werden, wofür die Bergwacht noch Spenden braucht. Kassenwart Niko Magg hat 2011 nach 34 Jahren die Aufgaben von seinem Vorgänger Kurt Rexer übernommen und wurde nach Prüfung der beiden Revisoren Werner Bahr und Horst Weilacher bei der Jahreshauptversammlung von den Mitgliedern einstimmig entlastet. 2012 standen rund 21.000 Euro an Einnahmen fast 25.000 Euro an Ausgaben gegenüber, wobei die größten Posten das neue Rolltor für die Garage in Mitterfelden und die Unterhalts- und Reparaturkosten für das Auto waren.

Hans Putzhammer für 36 Jahre freiwillige Mitarbeit geehrt
Die Bergwacht lebt von den Leuten, die sich über Jahrzehnte hinweg einsetzen und viel Freizeit für Einsätze, Übungen und Kameradschaft investiert haben. Bereitschaftsleiter Siegfried Fritsch zeichnete deshalb Hans Putzhammer für 36 Jahre freiwillige Mitarbeit aus. Putzhammer war 1981 als Bergwachtmann für das Rote Kreuz Erdbebenhelfer in Algerien und konnte als Zimmerer wertvolle Hilfe leisten. Er ist vielen Einheimischen und Gästen vor allem durch seine ehrenamtliche Arbeit auf der Seeleinsee-Diensthütte an der Kleinen Reibe im Hagengebirge bekannt. Putzhammer hielt die Hütte seit 1981 als stellvertretender Hüttenwart und dann 1984 als Nachfolger von Erbauer Sepp Schlachtbauer in unzähligen Arbeitsstunden in Schuss und konnte vielen erschöpften, verletzten und in Not geratenen Bergsteigern helfen und sie zu später Stunde aufnehmen und versorgen. Seine Fähigkeiten als Zimmerer und Spendensammler waren auch 1987 beim Neubau des Freilassinger BRK-Hauses und 1991 und 1994 bei Renovierungsarbeiten an der Diensthütte mit den eigenen Leuten und den Nachbarbereitschaften gefragt, wo er die Bauaufsicht übernahm. Putzhammer leistete auch außergewöhnlich viele Naturschutzstreifen, war 30 Jahre lang Stüberlwirt und musste oft bis zum Schluss durchhalten. Den Erlös seiner Diavorträge von Auslandsreisen stellte er zum Erhalt der Diensthütte zur Verfügung, der sein ganzes Herzblut galt. „Viele aktive Einsatzkräfte und Förderer fanden durch ihn zur Bergwacht. Ich habe ihn gerade in den 80er und 90er Jahren bei sehr vielen gemeinsamen Touren in den heimischen Bergen als zuverlässigen Kameraden schätzen gelernt. Durch seine offene, kommunikative Art ist er über die Grenzen der Bereitschaft hinweg bekannt und beliebt“, lobte Fritsch.

Anderl Eder ist auf dem Weg der Besserung
Die Grußworte der Ehrengäste waren geprägt vom plötzlichen Tod des stellvertretenden Bereitschaftsleiters Dr. Hubert Glässner. Michael Hangl, dritter Bürgermeister von Freilassing lobte die Bergwacht für ihr Engagement im Dienst der Allgemeinheit: „Dass wir eine gute Bergwacht haben, spielt eine entscheidende Rolle für unsere erfolgreiche Urlaubsregion!“ Peter Mayer, Vorstand des Deutschen Alpenvereins (DAV), Sektion Freilassing dankte den Ehrenamtlichen im Namen aller Bergsteiger für ihre Arbeit und erinnerte an Glässner: „So ein Mensch wie Hubert war, ist schwer zu ersetzen – sein Tod reißt ein riesen Loch in unsere Mitte!“ Anderl Eder, der mit Glässner am 5. März unterwegs war und schwer verletzt wurde, ist mittlerweile wieder auf dem Weg der Besserung. „Er hat seit Donnerstag das Gefühl, dass es zusammen mit dem Physiotherapeuten langsam wieder aufwärts geht und würde sich über Besuch freuen“, berichtete Mayer. Die Höhlenrettungsgruppe Freilassing arbeitet seit ihren ersten Gehversuchen Hand in Hand grenzüberschreitend mit den österreichischen Kollegen zusammen. „Freilassing und Salzburg sind eine Einheit; Hubert war auf unseren gemeinsamen Übungen immer mit dabei“, erinnerte Landesleiter Helmut Obermair vom Höhlenrettungsdienst Salzburg. „Wir bedauern, dass auf Weisung des Bayerischen Innenministeriums die Höhlenretter aus München und Rosenheim im Juni nicht an der europäischen Katastrophenschutz-Übung Taranis teilnehmen dürfen“, erklärte Obermair. Angenommen wird dabei eine dramatische Hochwasserlage im Salzburger Land, wobei die Einsatzkräfte unter anderem gleichzeitig Menschen aus zwei Höhlen retten müssen, die wegen Überflutung im Eingangsbereich nicht mehr verlassen werden können.

Pressemitteilung BRK BGL

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