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Bergwacht Teisendorf-Anger war 2012 bei 24 Einsätzen gefordert

Außergewöhnlich viele Notfälle am Teisenberg: Georg Wimmer berichtet zum letzten Mal als Bereitschaftsleiter vom arbeitsreichen Einsatz- und Ausbildungsjahr.

Voraussichtlich zum letzten Mal hat Georg Wimmer bei der Jahreshauptversammlung der Bergwacht Teisendorf-Anger im DAV-Heim als Bereitschaftsleiter vom vergangenen Einsatz- und Ausbildungsjahr berichtet, denn er wird bei den Neuwahlen am 22. März nicht mehr kandidieren und sein Amt in jüngere Hände übergeben. Die aktuell 42 Mitglieder haben 2012 insgesamt 7.238 ehrenamtliche Stunden geleistet und waren bei 24 zum Teil sehr schwierigen Einsätzen gefordert, von denen allein zehn im eigenen Gebiet der Rettungswache Anger am Teisenberg stattfanden.

Neuwahlen am 22. März
2013 wird ein bedeutendes Jahr für die Bergwacht Teisendorf-Anger: Am 22. März wird die neue Bereitschaftsleitung für die kommenden vier Jahre gewählt, Stefan Wimmer, Sohn von Bereitschaftsleiter Georg Wimmer, soll neuer stellvertretender Ausbildungsleiter der Bergwacht-Region Chiemgau werden und im Herbst wird die Bergrettungswache Anger nach der erfolgten Bergwacht-Strukturreform durch eine unabhängige Experten-Kommission bewertet. Die Bereitschaft hat sich nach rund eineinhalb Jahren unter der neuen Leitung von Georg Wimmer und Lorenz Aschauer mittlerweile wieder personell gut erholt und arbeitet motivert mit den Bergwachten Bad Reichenhall und Freilassing zusammen. Zuvor sah es nicht ganz so rosig aus: Als Bereitschaftsleiter Georg Enzinger 2011 aus persönlichen Gründen von seinem Amt zurückgetreten war und im November Neuwahlen stattfanden, mussten kurzerhand sein bisheriger Stellvertreter Georg Wimmer und Schriftführer Lorenz Aschauer das Ruder übernehmen, und das in besonders schwierigen Zeiten, denn immer höhere fachliche und zeitliche Anforderungen, der Betrieb der neu ausgerichteten Bergrettungswache Anger mit einem eigenen Einsatzgebiet und Nachwuchssorgen brachten die Ehrenamtlichen zeitweise an ihre Leistungsgrenze.

42 Mitglieder mit Altersdurchschnitt von 50,5 Jahren
Passive Mitglieder gibt es nicht: Aktuell gehören 42 Ehrenamtliche zur Bergwacht Teisendorf-Anger, darunter 16 aktive Bergretter, fünf aktive Einsatzkräfte im Pistendienst und 14 aktiv unterstützende Helfer. Der Altersdurchschnitt ist mittlerweile von 53 (2011) weiter auf 50,5 Jahre gesunken, wobei derzeit sechs Anwärter für den aktiven Dienst ausgebildet werden. 2012 gab es zwei Neuzugänge und einen Bergwachtmann, der zur Bereitschaft nach Reichenhall wechselte.

Breites Einsatzspektrum: Pistendienst, Bergrettung & Erste Hilfe für die Seele
Bereitschaftsleiter-Stellvertreter Lorenz Aschauer präsentierte den Mitgliedern und Gästen einen eindrucksvollen Leistungsbericht: 7.238 Stunden haben die Aktiven der Bergwacht Teisendorf-Anger im vergangenen Jahr geleistet, um anderen zu helfen oder sich auf schwierige Einsätze vorzubereiten, davon 353 im Pistendienst am Götschen und Wolfsberg, 1.489 in der Aus- und Fortbildung, 3.388 im Bereitschaftsdienst an der Bergrettungswache und 495 zur Mittelbeschaffung und bei sonstigen Veranstaltungen wie dem Kirchweihmarkt in Anger, wo sich die Bergwacht mit einem Infostand und ihren Fahrzeugen präsentierte. Sabine Aschauer sowie Erwin und Josef Koch engagieren sich zusätzlich im Kriseninterventionsdienst (KID) der Bergwacht und haben dabei 2012 allein über 1.000 unentgeltliche Stunden bei Einsätzen und zur Betreuung der KID-Telefon-Hotline erbracht. Beim Totengedenken erinnerte Wimmer an den am 26. September 2012 verstorbenen ehemaligen Kameraden Reinhold Jäger aus Aufham, der als Kohlhäusl-Reini bekannt war.

Außergewöhnlich viele Notfälle am Teisenberg
24 Mal rückte die Bergwacht Teisendorf-Anger 2012 zusammen mit der Bergwacht Bad Reichenhall zu oft sehr verschiedenen Bergrettungseinsätzen aus, von denen allein zehn im eigenen Einsatzgebiet der Rettungswache Anger stattfanden. „Besonders die Notfälle, bei denen wetterbedingt kein Hubschrauber fliegen kann und ein Haufen Leute gebraucht werden, motivieren uns. 2012 war ein verrücktes Jahr, da außergewöhnlich viel am Teisenberg los war: Vier teilweile sehr schwere Radunfälle, die Lawine an der Stoißer Alm, der Hubschrauberabsturz mit vier Toten, ein schwerer Rodelunfall unterhalb der Moaralm, eine große Suchaktion am Kachelstein und ein Schlaganfall an der Stoißer Alm“, erklärte Aschauer, der mit Bildern und Texten von den einzelnen Einsätzen berichtete:

Am 31. Januar musste die Bergwacht einen schwer Verletzten retten, der im Lattengebirge in der Lechnerrinne mit einem Schneebrett abgerutscht und über steiles, felsdurchsetztes Gelände abgestürzt war. Am 4. Februar konnte eine schwer verletzte Tourengeherin in einer aufwendigen, mehrstündigen Aktion aus der Alpgartenrinne im Lattengebirge gerettet werden. Am 22. Februar verunglückte ein Mann bei der Abfahrt von der Moaralm mit seinem Holzschlitten. Am 3. März mussten in einer dreistündigen Such- und Rettungsaktion zwei junge Frauen vom Teisenberg aus Bergnot gerettet werden. Am 18. März verunglückte ein Skitourengeher bei der Karabfahrt vom Zennokopf in Richtung Adlgaß. Am 27. April suchten rund 100 Einsatzkräfte rund um den Saalachsee und das angrenzende Müllnerhörndl nach einer selbstmordgefährdeten Frau, die schließlich lebend gefunden wurde. Am 28. April verletzte sich ein Bergsteiger am Zwiesel schwer an der Schulter. Am 2. Mai musste ein unverletztes Pärchen vom Jagersteig am Hochstaufen aus Bergnot gerettet werden. Am 11. Mai stürzte ein Radler bei der Abfahrt in Richtung Hub und verletzte sich schwer im Gesicht. Am Abend ging unterhalb der Stoißer Alm eine große Grundlawine auf die Forststraße ab, die glücklicherweise keine Mountainbiker verschüttete. Am 27. Mai stürzte ein Mann bei der Abfahrt von der Steiner Alm nach Aufham mit seinem Mountainbike und verletzte sich schwer an der Hüfte und am Arm. Später verletzte sich im Bereich Mittelstaufen oberhalb der Bartlmahd ein Bergsteiger an einem Felsvorsprung so schwer am Kopf, dass ihn die Bergwacht und die Besatzung des Traunsteiner Rettungshubschraubers „Christoph 14“ per Rettungstau ins Tal fliegen mussten. Am 9. Juni kamen beim Absturz eines zivilen Hubschraubers am Teisenberg alle vier Insassen ums Leben. Die Bergwacht musste die Trümmerteile aus den Bäumen bergen. Am 16. Juni zog sich ein Teilnehmer des 24-Stunden-Wanderns im Abstieg über den Mulisteig am Zwiesel eine Bänderverletzung zu. Am 18. Juni stürzte ein Gleitschirmpilot nach einer Notlandung auf der Südwestseite des Ristfeuchthorns im steilen Gelände ab. Am 31. Juli musste ein Rentner mit Schlaganfall von der Stoißer Alm zum Klinikum Traunstein geflogen werden. Gegen 18.30 Uhr verletzte sich ein Mountainbiker bei einem Sturz auf der Forststraße zwischen Urwies und Steiner Alm am Unterschenkel. Am 5. August konnten die Einsatzkräfte einen gestürzten Mountainbiker erfolgreich wiederbeleben, der bei der Abfahrt von der Stoißer Alm nach Anger von der Forststraße abgekommen war. Am 12. August verletzte sich eine Mountainbikerin am Teisenberg. Am 4. September rettete die Bergwacht einen Wanderer mit schwerer Beinverletzung von der Hochplatte im Lattengebirge. Am 9. September stürzte eine Wanderin beim Abstieg im Lattengebirge nahe des Steinbergsees rund fünf Meter tief ab. Am 18. September musste ein total erschöpfter Bergsteiger von der Schlafenden Hexe im Lattengebirge gerettet werden. Am 21. September verletzte sich eine Wanderin im Aufstieg zwischen Törlkopf zum Karkopf schwer am Unterschenkel. Am 4. Oktober starb eine Touristin nach erfolglosen Wiederbelebungsversuchen in der Bergstation der Predigtstuhlbahn. Am 9. Dezember suchte ein Großaufgebot an Einsatzkräften am Fuderheuberg und Hochstaufen nach einem vermissten jungen Mann, der schließlich unversehrt nach zwei Nächten Winterbiwak wieder auftauchte. Zusätzlich fanden 2012 126 Naturschutzstreifen in den heimischen Bergen statt. Höhepunkte waren eine Exkursion mit Förster und Bergwacht-Kamerad Thomas Klein, bei der auch das weit verzweigte Wegenetz am Teisenberg erkundet wurde und die Naturschutzprüfung der Anwärter.

Fortbildungen als Grundvoraussetzung für gefährliche Einsätze
Vor allem die Aus- und Fortbildung kostet die Ehrenamtlichen enorm viel Zeit, ist aber Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Bewältigung der oft sehr gefährlichen Einsätze: Ausbildungsleiter Stefan Stadler konnte sich am Ende der Jahreshauptversammlung über einen Telefonanruf vom Götschen freuen, wo alle drei Anwärter die Wintersichtung bestanden hatten. Auch die Skitour am Sonntag meisterten alle erfolgreich. Stadler berichtete von den zahlreichen Fortbildungsabenden und Übungen für die aktiven Einsatzkräfte und Anwärter, von denen auch viele im Gelände stattfanden. Die Bergwacht übte immer wieder auch mit ihren Partnern wie Feuerwehr, BRK-Landrettungsdienst, Polizeibergführern oder den Nachbarbereitschaften Bad Reichenhall und Freilassing. Stadler: „Wir trainierten den Umgang mit Spezialgerät, für Lawinenunfälle, den Seilbahnbau, Rettungen bei Dunkelheit, die Höhenrettung bei Industrieunfällen im Teerwerk Englham und organisierten mehrere Fortbildungen mit notfallmedizinischen oder bergsteigerspezifischen Themen.“ Darüber hinaus musste jeder aktive Bergwacht-Luftretter nach Bad Tölz in die Simulatorhalle zum Hubschraubertraining. Zusätzlich fanden sechs Übungen am Berg mit echten Hubschraubern statt, bei denen Rettungsaktionen mit der Winde und dem Tau geübt wurden.

Neues ATV hat sich bereits mehrfach bewährt
Höhepunkte des vergangenen Ausbildungsjahrs waren auch eine Übung mit der Bundeswehr-Spezialtrage, eine Lawinenausbildung mit Georg Kronthaler vom Lawinenwarndienst Bayern, die Besichtigung des Salzburger Unfallkrankenhauses, ein kameradschaftliches Kletterwochenende an der Hörndlwand bei Ruhpolding, ein Ausbildungswochenende auf der Teisendorfer Hütte am Predigtstuhl, gemeinsame Sommer- und Winterübungen der drei Bereitschaften im Einsatzleitbereich Saalachtal und die Einweisungsfahrten mit dem neuen ATV, das die Bergwacht im Februar 2012 in Dienst stellte und am 10. März kirchlich segnen ließ. „Das Spezialfahrzeug hat im Winter einen Raupenantrieb und hat sich vor allem am Teisenberg bereits mehrfach bestens bewährt, da wir Retter und Ausrüstung sehr rasch auch an abgelegene Einsatzstellen bringen können“, freut sich Bereitschaftsleiter Georg Wimmer.

19.684 Euro Einnahmen und 18.859 Euro Ausgaben
Zur Finanzierung ihrer Arbeit ist die Bergwacht Teisendorf-Anger immer auf zusätzliche Spenden angewiesen, die rund die Hälfte ihrer Einnahmen ausmachen. Die Ausgaben mit 18.859 Euro und Einnahmen über 19.684 Euro bewegten sich im vergangenen Jahr im üblichen Rahmen, weshalb Kassier Franz Fürmann und die Vorstandschaft einstimmig entlastet wurden. Größere Kosten fielen mit 5.160 Euro für Bekleidung und Ausrüstung an, Reparaturen und Unterhalt der beiden Fahrzeuge schlugen mit 3.060 Euro zu Buche, die Versicherungen kosteten 2.600 Euro und 1.670 Euro wurden zur Instandhaltung der Geräte benötigt.

Viel Lob für die Bergwacht
Als Dank für die das ganze Jahr über gute Bewirtung im DAV-Heim überreichte Bereitschaftsleiter Georg Wimmer an Resi und Helmut Koch ein Blumengeschenk. Wimmer und Aschauer dankten allen Mitgliedern für ihre geleisteten Dienste. Teisendorfs dritter Bürgermeister Georg Quentin, DAV-Vorsitzender Franz Waldhutter sowie Bereitschaftsleiter Dr. Klaus Burger von der Bergwacht Bad Reichenhall lobten die gute Zusammenarbeit und das ehrenamtliche Engagement der Bergretter. Burger dankte den Angerern und Teisendorfern, die unter anderem während der Einweihungsfeier der neuen Reichenhaller Bergrettungswache mehrere Einsätze übernommen hatten. „Wir sind gut zusammengewachsen und arbeiten ebenbürtig auf selber Augenhöhe im Team zusammen“, freute sich Wimmer.

Pressemitteilung BRK BGL

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