Canyon-Retter von Bergwacht und Wasserwacht bereiten sich am Gardasee auf die Einsatzsaison vor
Reißende Strömung, eiskaltes Wasser und glatter, rutschiger Fels: Die Canyon-Retter von Bergwacht im BRK und BRK-Wasserwacht sind die Spezialisten fürs Extreme, wenn besonders schwierige Einsätze in wasserführende Schluchten führen. Während einer viertägigen Fortbildungstour haben sie sich Ende Juni unter der Führung ihres Chefs Hannes Jahrstorfer auf die kommende Einsatzsaison vorbereitet – vorerst zum letzten Mal in den bereits bestens bekannten Schluchten und Klammen hoch über dem Gardasee, denn in Zukunft wollen die ehrenamtlichen Retter neue Übungsgebiete erkunden. Die Schulung findet seit mehreren Jahren statt und soll den Spezialeinsatzkräften Wissen und wichtige Fähigkeiten für Rettungen in den heimischen Gebirgsbächen vermitteln.
Die Canyon-Rettungsgruppe Chiemgau (CRG) setzt sich aus Spezialisten der Bergwacht-Region Chiemgau im Bayerischen Roten Kreuz (BRK) und der BRK-Kreis-Wasserwacht Berchtesgadener Land zusammen. „Unsere Aufgabe ist die Rettung von Verunfallten aus wasserführenden Schluchten“, erklärt Gruppenleiter Hannes Jahrstorfer. Regelmäßig nehmen die Ehrenamtlichen an der Fortbildung des Internationalen Berufsbergführerverbandes (IVBV) teil, um auf hohem Niveau ihr persönliches Können zu erweitern. Bei den Kursen werden die international gültigen Standards bei Rettungstechniken und in der Sicherungstechnik vermittelt. „Das kombinierte Einsatzteam aus Berg- und Wasserwacht ist das erste dieser Art in der Bundesrepublik Deutschland. Die Zusammenarbeit in der Gruppe funktioniert hervorragend, weil alle Einsatzkräfte den gleichen Ausbildungsgang absolviert haben und hoch motiviert sind“, erklärt Jahrstorfer. Zur Vertiefung der Einsatzabläufe führte die CRG im nördlichen Gardasee-Gebiet bereits zum fünften Mal ihre jährliche Fortbildung durch, wobei die 14-köpfige Gruppe heuer wetterbedingt nur drei Schluchten begehen konnte.
Gleich am ersten Tag mussten die Einsatzkräfte im Rio Albola nach der dritten Seillänge umkehren und die Schlucht über den Notausstieg verlassen: Nach einem heftigen Gewitter mit Starkregen drohte eine Wasserwalze im Canyon und damit Lebensgefahr für alle Beteiligten. Umso besser lief es am nächsten Tag im mit 25 Abseilstellen und bis zu zehn Meter tiefen Sprüngen längsten Canyon der Region: Der Rio Nero, auch „Jurassica“ genannt, bot beste Übungsmöglichkeiten für die Canyon-Retter – die längste Abseilstelle der Tour war 27 Meter tief. Am dritten Tag wagten sie sich über Storo in den Rio Val: Von den insgesamt 13 Abseilstellen ist die längste 45 Meter tief. „Viel Sonne und tolle Lichtspiele in Wechselwirkung mit dem über die Felswände zerstäubten Wasser entschädigten uns für das schlechte Wetter am ersten Tag: Wir konnten uns durch richtige Regenbogenringe in die Tiefe abseilen!“, schwärmt Jahrstorfer. Der ebenfalls geplante Torrente Palvico war wegen Steinschlaggefahr nicht möglich: Dieser höhlenartig ausgeprägte Canyon ist eines der Highlights des Gardasee-Reviers. Nach den ersten Schwimm- und Kletterpassagen verengt sich die Schlucht zu einer bizarren Landschaft, in die kaum noch Tageslicht einfällt. Am vierten und letzten Tag nahm die Gruppe dann bei deutlich besserem Wetter erneut den 13 Seillängen umfassenden Rio Albola in Angriff. „Ein traumhaft schöner, abwechslungsreicher, charakterstarker Canyon!“, berichtet Jahrstorfer.
Im Verlauf des intensiven Einsatztrainings verbesserten die Retter vor allem ihre Fähigkeiten in den speziellen Abseil- und Sicherungstechniken, die zur Fortbewegung im schwierigen, wasserführenden Canyon-Gelände notwendig sind. Weitere Schwerpunkte waren das Risikomanagement und die professionelle Vorbereitung von Touren: Jeder Teilnehmer sollte die Begehungsmöglichkeiten und Gefahren selbst einschätzen lernen. „Das wesentliche Ziel der Weiterbildung, die Retter nach der Winterpause schnell wieder auf den aktuellen Stand der Sicherungstechnik und Einsatztaktik für die kommende Saison zu bringen, haben wir im vollen Umfang erreicht. Bis auf die üblichen Prellungen und blauen Flecken – aber die gehören dazu – verlief das Training unfallfrei“, freut sich Jahrstorfer. Am Gardasee ist es zu dieser Jahreszeit einfach wärmer als in den heimischen Schluchten, weshalb sich die Region südlich der Alpen für längere Weiterbildungen besonders gut eignet. Während der vier Tage bewältigten die Berg- und Wasserretter wesentlich höhere Schwierigkeitsgrade, als sie die heimischen Canyons bieten. Gerade dadurch sind sie bei Rettungseinsätzen im Berchtesgadener Land besonders sicher und erfahren.
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