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96 Einsätze: BRK-Wasserwacht Berchtesgaden zieht Bilanz über ein arbeitsreiches Jahr

2018 war mit 96 Einsätzen wieder ein sehr arbeitsreiches Jahr für die BRK-Wasserwacht Ortsgruppe Berchtesgaden. Am Freitagabend resümierte die Vorstandschaft bei der Jahreshauptversammlung im Haus Hubertus über die geleistete ehrenamtliche Arbeit. „Rechnet man die Stunden um, würde das für einen der Aktiven rund 17 Stunden Wasserwacht-Arbeit am Tag bedeuten“, erklärt Franz Kurz, der Technische Leiter der BRK Wasserwacht Berchtesgaden. „Wohlgemerkt 365 Tage im Jahr – ohne Urlaub!“.

Die Arbeit verteilt sich auf nur wenige Schultern
„Die Arbeit rund um die Ortsgruppe Berchtesgaden mit derzeit rund 1.050 Mitgliedern inklusive der Förderer verteilt sich auf nur etwa 40 Aktive“, berichtete Vorsitzende Elke Schneider. Das Jahr 2018 hatte für die Wasserretter mit dem mittlerweile legendären Standl bei der Neujahrsparty am Königssee begonnen: „Mittlerweile sind wir Profis im Chili kochen und Glühwein machen“, freut sich Schneider. „Die Gäste steuern gezielt unseren Stand an und loben unsere Hausmannskost. Nach verschiedenen Terminen, Absicherungen, Beach-Parties oder Baderöffnungen machten im Sommer vor allem die vielen Einsätze am Königssee Arbeit. „Die Selfie-Sucht macht auch uns große Probleme“, erklärte Schneider anhand eines Artikels in der Nationalpark-Zeitung und erläuterte dazu: „Instagram, Facebook und Co sind zwar an sich tolle Medien, aber die Wettbewerbe um die besten Bilder sind mittlerweile ein großes Problem. Täglich waren viele Touristen unterwegs rund um den Wasserfall, um das beste Foto für die Sozialen Netzwerke zu schießen – teilweise begeben sich die Fotografen dabei auch in Lebensgefahr, geraten in Bergnot, oder stürzen ab!“

Ehrenamt am Limit – kann es so weitergehen?
„Eine Bitte an den Gesetzgeber: Die Rahmenbedingungen für die ehrenamtliche Arbeit müssen angepasst werden – diese sind nicht mehr zeitgemäß“, forderte Schneider aufgrund der immer mehr steigenden zeitlichen und fachlichen Anforderungen an die ehrenamtlichen Wasserretter. „Rechnet man die Stunden um, wäre einer unserer Aktiven täglich 17 Stunden mit Arbeit rund um die Wasserwacht beschäftigt. Das muss man sich mal durch den Kopf gehen lassen. Qualitätsmanagement im Ehrenamt, Anschaffungen, Wartungen, Aus- und Fortbildung, Öffentlichkeitsarbeit, Besprechungen, Tagungen und noch viele Termine mehr – das ist ganz schön viel Holz für meine ehrenamtliche Truppe.“ Zur Verstärkung nahm sie neun neue Aktive auf: Seit dem 16. Geburtstag zählen die Jugendmitglieder Simon Klapfenberger, Victoria Melzl, Amelie Hajek, Anna und Lena Gloau als vollwertige Mitglieder. Darüber hinaus hat die Ortsgruppe noch vier Quereinsteiger gewonnen: Simone Geiger, Desiree Gärtner, Meli Schwartz und Stefan Angerer. Die Grundausbildung - den Rettungsschwimmer im Wasserrettungsdienst - haben die Neuen bereits hinter sich, weshalb sie mittlerweile bei den Diensten zum Einsatz kommen.

96 Einsätze und sehr viel Ausbildung
Franz Kurz, der Technische Leiter der Ortsgruppe, ging in seinem Bericht auf die vielfältige Aus- und Fortbildung mit ihren steigenden Anforderungen, die hohe Zahl an Einsätzen und die diversen Übungen näher ein. Die Grundausbildung, der Rettungsschwimmer im Wasserrettungsdienst, umfasst bereits mindestens 16 Unterrichtseinheiten in Theorie und Praxis, eine vertiefte Ausbildung in Wiederbelebung mit Unterstützung eines Frühdefis und auch die Ausbildung in Dokumentation oder Einsatztaktik – was dann bei entsprechend guter Qualität insgesamt etwa 50 Unterrichtseinheiten ausmacht. Kurz freut sich, dass es dennoch jedes Jahr wieder neue Aktive gibt, die sich den Herausforderungen der Ausbildung stellen. 29 mal ist die Wasserwacht zusammen mit der Bergwacht ausgerückt und einmal mit der Polizei. 26 medizinische Notfälle, 30 Rettungen aus einer Gefahrenlage und sieben Einsätze mit einem Rettungshubschrauber forderten die Berchtesgadener Wasserretter. Insgesamt sind das 96 Einsätze mit 670 Stunden geleisteter Arbeit. „Ein Highlight war 2018 der Besuch eines Radar-Seminars in Köln. Zu fünft haben wir uns von einem bekannten Weltumsegler alle Tipps und Kniffe für unser Radar am Königssee in der Praxis zeigen und erklären lassen“, berichtete Kurz, bei dem alle Fäden zusammenlaufen: Er ist zuständig für die Aus-und Fortbildung aller aktiven Mitglieder, die Anschaffungen und Wartungen von Material, Übungen, Funk und Einsatztaktik (vor, während und nach den Einsätzen). Kurz: „Ein großer Dank an meine Stellvertreter Martin Planegger und Haddi Laube, unseren Fließwasserspezialisten Jürgen Klapfenberger, aber auch an alle Einsatzorganisationen, die Kommunen und an die Schifffahrt am Königssee, die uns immer so gut unterstützen!“ Neben einer größeren Übung in Bad Reichenhall, an der alle BRK-Wasserwacht Ortsgruppen aus dem Landkreis beteiligt waren, fanden auch zahlreiche Übungen unter, im, auf und am Wasser statt, oft auch am Königssee. Gerade das Rettungs- und Bergetauchen sowie das Führen von Motorrettungsbooten benötigen immer wieder viel Zeit in der Ausbildung. Das Fahren mit dem Boot ist an sich nicht schwer, jedoch Anlegen bei Regen, Nebel, bei starkem Schneefall oder in der Nacht verbunden mit Wind. Kurz. „Das sind besondere Herausforderungen für unsere Bootsführer, die sie jeder Zeit bei einem Einsatz treffen können, da wir uns nicht aussuchen können, wann ein Notfall passiert. Um darauf vorbereitet zu sein, heißt es im Vorfeld: Üben, Üben und Üben!“

Großes Einsatzspektrum
Im Einsatzgebiet der Wasserwacht Berchtesgaden gibt es neben dem Königssee und dem Hintersee noch einige Kilometer an Bächen und Flüssen, wo überall etwas passieren kann. Letztes Jahr unter anderem ein Auto mit Fahrerin im Bach. „Glücklicherweise war der Einsatz dann nicht tragisch, da Ersthelfer die Frau bereits rasch aus dem Auto befreit hatten“, berichtet Kurz. Das breite Spektrum an Einsätzen reichte 2018 von der kleinen Schnittwunde in Sankt Bartholomä bis hin zum Schlaganfall in Salet. Bei der Sanitätsausbildung kooperiert die Wasserwacht mit der Bergwacht Marktschellenberg. Der Ausbildungsplan enthält neben Erste-Hilfe Grundlagen, Arbeiten mit dem Sanitätsmaterial der Wasserwacht, Wiederbelebung mit dem Frühdefi, Digitalfunk, Einsatztaktik und Dokumentation der Einsätze auch praktische Übungen.

Rettungsschwimmer im Wasserrettungsdienst
Maria Planegger blickte für die Jugendleitung auf Jahr 2018 zurück, wobei sich mittlerweile die Ausbildung zum Rettungsschwimmer im Wasserrettungsdienst als Grundlage der Nachwuchsausbildung etabliert hat: „Wir machen mit unseren angehenden Aktiven das ganze Jahr über eine vertiefte Ausbildung, wobei sie mit viel Eifer und Motivation bei der Sache sind!“ Jede Woche trainieren die Schwimmausbilder, Ausbilder Rettungsschwimmen und die vielen Schwimmhelfer die Kinder und Jugendlichen zwischen fünf und 15 Jahren in der Watzmann Therme, denn die Präventionsarbeit ist das beste Mittel im Kampf gegen den Ertrinkungstod. 2018 nahm die Wasserwacht 39 Seepferdchen ab, darüber hinaus noch viele andere Abzeichen bis hin zum Rettungsschwimmabzeichen in Bronze und Silber. Vor allem für den Nachwuchs ist es wichtig, bereits in frühen Jahren Erfahrungen mit anderen Organisationen wie Feuerwehr, Bereitschaft oder Bergwacht zu sammeln und sich auszutauschen, damit sie später gut zusammenarbeiten. Bei einer Jugendübung in Marktschellenberg haben die Rettungsschwimmer einen Patienten aus dem Bach gerettet – ohne die Feuerwehr mit ihrer Leiter hätten die Jugendlichen jedoch einen enormen Aufwand betreiben müssen, um den Patienten an das sichere Ufer zu bekommen. „Im Einsatzfall ist es wichtig, dass man sich persönlich kennt, sich auf andere verlassen kann und ihnen vertraut, und es hat deutliche Vorteile, wenn man weiß, wer am Funk antwortet und wie derjenige arbeitet“, erklärt die Jugendleiterin, die den Feuerwehren Marktschellenberg, Schönau und Königssee für die gemeinsamen Übungen dankt.

Müllsammelaktion rund um den Königssee
Eine besondere Aktion war 2018 ein gemeinsamer Termin mit der Lebenshilfe am Königssee: Die Kinder und Jugendlichen der Wasserwacht sammelten mit den Bewohnern der Lebenshilfe Berchtesgaden rund um den Königssee den Müll und die Hinterlassenschaften von vielen Touristen und Gästen ein. Die an der Aktion beteiligten waren sehr erstaunt, was man am Königssee alles findet: Unter anderem wurden Bergschuhe, Töpfe oder leere Farbdosen gefunden. Die Kinder und Jugendlichen der Wasserwacht arbeiteten interessiert und aufgeschlossen mit den Menschen mit Behinderungen zusammen; am Schluss des Tages machten sogar einige der Kinder den Rollstuhl-Führerschein, wobei Berührungsängste auf beiden Seiten abgebaut wurden. Darüber hinaus besuchte die Wasserwacht Berchtesgaden mit 40 Kindern den Tierpark in Salzburg, um den Nachwuchs für das Thema Natur- und Artenschutz zu sensibilisieren. Martin Planegger organisierte mit den Jugendlichen einen Abend in der Kletterhalle, um die in der Theorie erlernten Grundlagen der Knotenkunde in der Praxis umzusetzen. Neben vielen, teils auch schwierigen Kletterrouten und Seilaufgaben hatten die Mädels bei Zumba und lauter Musik ihren Spaß in der Halle. Neben dem Zeltlager gemeinsam mit der Jugend der Wasserwacht Bad Reichenhall und den Ferienprogrammen für die Gemeinden Schönau am Königssee und Marktschelleberg wurden die älteren Jugendlichen bereits 2018 in das Training der Aktiven eingebunden. Maria Planegger bedankte sich bei den vielen Sponsoren der so genannten „Grill Pool Challenge 2018“. Die Wasserwacht wurde nicht nominiert, hat aber viele Spenden durch die Aktion bekommen, unter anderem vom Reisebüro Reisefieber aus Bischofswiesen: Mit den Spenden war es möglich, eine neue Puppe für die Wiederbelebungsausbildung anzuschaffen.

Lob und Dank von allen Seiten
Der Vorsitzende der Kreis-Wasserwacht, Rudi Schierghofer, blieb bei seinen Grußworten kurz und bündig: „Ich möchte mich einfach nur bei Euch bedanken! Ihr macht eine super Arbeit in Eurer Ortsgruppe! Vom Schulschwimmen, das mir persönlich sehr wichtig ist, über die Ausbildung Eurer Jugend bis hin zu den Einsätzen – einfach nur Hut ab!“ Besonders wichtig ist dem Kreisvorsitzenden die Zusammenarbeit aller Organisationen: „Das läuft bei Euch im Talkessel hervorragend, wie man auch gerade erst vor kurzem im Schnee-Katastropheneinsatz gesehen hat. Alle ziehen gemeinsam an einem Strang, um dem Bürger in Not zu helfen! So soll es sein!“ Stefan Pfnür von der Gemeinde Schönau am Königssee bedankte sich stellvertretend für alle Gemeinden im Talkessel für die Arbeit der Wasserwacht Berchtesgaden: „Neben den geplanten Diensten in den Freibädern, der Watzmann-Therme und dem Eisdienst am Hintersee seid Ihr gewaltig viel am Tourismus-Hotspot Königssee gefordert. Wir Gemeinden wünschen Euch stets ein gutes und unfallfreies Heimkommen von Euren vielen Einsätzen!“ Bereitschaftsleiter Thomas Stöger sprach für die Bergwacht Berchtesgaden seinen besonderen Dank an die Wasserwacht aus: „In den letzten Jahren sind wir gerade durch die vielen Einsätze am Königssee immer enger zusammengewachsen. Wir haben ein sehr kameradschaftliches Miteinander – so soll es sein! Danke dafür an alle Protagonisten!“ Für die Feuerwehren des Talkessels bedankte sich Maximilian Menning, der erste Vorstand der Freiwilligen Feuerwehr Marktschellenberg: „Gerade die Übungen mit der Jugend machen auch uns Aktiven immer wieder viel Spaß! Den Kindern und Jugendlichen können wir dabei gleich zu Beginn beibringen, wie wichtig eine gute Zusammenarbeit mit anderen Organisationen ist!“

red/Pressemitteilung BRK BGL
Bilder © Planegger BRK BGL
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