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Reichenhaller Wasserwacht erholt sich nach über fünfjähriger Durststrecke langsam wieder

Wasserretter freuen sich auf Jahreshauptversammlung über wiedergewonnene Trainingsmöglichkeiten im neuen Sportbad

„Ein langer Atem lohnt sich, doch viel länger hätte es nicht dauern dürfen, sonst wäre uns wahrscheinlich die Luft ausgegangen, was die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen betrifft“, erklärte Ortsgruppenvorsitzender Siegfried Hauber bei der Jahreshauptversammlung der BRK-Wasserwacht am vergangenen Freitag im frisch renovierten BRK-Haus. Mittlerweile schwimmen die Wasserretter des Roten Kreuzes wieder auf Erfolgskurs und haben sich mit den wiedergewonnenen Trainingsmöglichkeiten im neuen Sport- und Familienbad an der Therme nach einer fast sechsjährigen Durststrecke personell gut erholt. Obwohl die mobile Schnell-Einsatz-Gruppe (SEG) 2011 zu nur zwei Notfällen ausrücken musste, hatten die Ehrenamtlichen mit 83 Erste-Hilfe-Leistungen im Wachdienst und dem Neustart ihres Kinder- und Jugendtrainings auch so genug zu tun.

Zu wenige Bahnkapazitäten für Anfängerschwimmkurs
„Kein Trainingsbetrieb bedeutete über Jahre hinweg keine funktionierende Kinder- und Jugendarbeit. Im neuen Bad können wir endlich wieder zu arbeitnehmerfreundlichen Zeiten am Montagabend schwimmen und ausbilden“, freute sich Hauber, der mit einem kurzen Ausflug in die Vergangenheit aufzeigte, wie schlecht es bereits um die Reichenhaller Wasserwacht stand. Ende 2009 war es wegen des fehlenden Schwimmbads mit der Jugendarbeit nahezu ganz vorbei; die restlichen Jugendlichen wurden in die Reihen der Aktiven aufgenommen. Die nun vorhandenen Bahnkapazitäten im neuen Sportbad müssen sich TSV, Wasserwacht und Schwimmsportgemeinschaft teilen, wobei es zu Stoßzeiten bereits ziemlich eng wird. Julia Wedel, die erst vor kurzer Zeit die Prüfung zur Schwimmausbilderin bestanden hat, freut sich schon, doch derzeit scheitert ein geplanter Anfängerschwimmkurs der Wasserwacht noch am Platz. „Eine weitere Bahn würde uns sehr helfen“, erklärte Hauber, der Thermenmanager Dirk Sasse lobte, da er die Wasserwacht rund eineinhalb Jahre lang eng in die Planungen fürs neue Bad mit eingebunden hatte und vorrübergehend eine zusätzliche Bahn zur Verfügung stellte. Hauber dankte auch der Firma Abel in Aufham, in deren Schulungssaal während der zweieinhalbjährigen Umbaumaßnahmen im BRK-Haus alle Fortbildungen der Wasserwacht stattfinden konnten.

Riesige Nachfrage: Über 30 Kinder auf Warteliste
Als die Reichenhaller Wasserwacht Ende Juli 2011 über die lokalen Medien Eltern dazu aufrief, ihren schwimmbegeisterten Nachwuchs ab September für das Training im neuen Sport- und Familienbad an der Therme anzumelden, war die Nachfrage so groß, dass Jugendleiterin Alexandra Hausmann eine Warteliste mit über 30 Kindern aufstellen musste, da nur zwei Bahnen für die Wasserretter zur Verfügung stehen. Nach dem Neuanfang gibt es aktuell eine Gruppe mit 15 Kindern von fünf bis zehn Jahren und eine Jugendgruppe mit 18 Mädchen und Buben von zehn bis 15 Jahren. „Bei einigen Kindern war zu Beginn die Angst vor dem tiefen Becken so groß, dass wir sie im Nichtschwimmerbecken spielend darauf vorbereiten mussten. Seit einigen Wochen tummeln sie sich nun auch im tiefen Wasser“, freute sich Hausmann. Den Größeren vermittelt die Wasserwacht Fertigkeiten wie Befreiungsgriffe, Flossenschwimmen und Transportschwimmen, wobei stetig die Technik verbessert wird. Neben dem wöchentlichen Training fand im Dezember bereits wieder die erste Weihnachtsfeier mit Nikolausbesuch statt. Für 2012 plant die Jugendleiterin ein abwechslungsreiches Ausbildungsprogramm mit wöchentlichem Training, Besichtigung des Einsatzfahrzeugs, Knotenkunde, Erster Hilfe und Umgang mit dem Funkgerät. Hausmann dankte ihren Kolleginnen Monja Moltke, Grit Schulz, Elisabeth Bergner, Franziska Kornes und Susanne Lehnart, die sich um das Kinderschwimmtraining kümmerten und lobte Julia Wedel und Günter Eisenschink für ihren Einsatz beim Jugendtraining.

83 Erste-Hilfe-Leistungen im Wachdienst und zwei SEG-Einsätze
Von ihrer 2008 neu bezogenen Rettungswache in der Frühlingstraße rückt die mobile Schnell-Einsatz-Gruppe (SEG) der Reichenhaller Wasserwacht aus, wenn sie von der Integrierten Leitstelle Traunstein zu Notfällen an den heimischen Gewässern alarmiert wird; 2011 war die SEG nur zweimal gefordert – bei Sucheinsätzen in Gebirgsbächen. Neben ihrem Einsatzfahrzeug verfügen die Retter über drei Anhänger, fünf Motorrettungsboote und drei Raftingboote für Sucheinsätze im Wildwasser. Zwei der Boote sind fest am Thumsee und am Höglwörther See stationiert. „Unterhalt und Ausrüstung kosten jede Menge Geld. Ohne Spenden wäre vieles überhaupt nicht möglich für uns“, erklärte Hauber, der die Kosten für die persönliche Schutzausrüstung eines Wasserretters auf über 600 Euro beziffert. „Bei 38 Aktiven kommt so ganz schön viel zusammen, zumal bestimmte Ausrüstungsgegenstände wie Seile aus Sicherheitsgründen immer wieder ausgetauscht werden müssen.“ 262 unentgeltliche Stunden hat die Wasserwacht 2011 bei der Wartung ihrer Geräte und Ausrüstung verbracht, wobei vor allem Gerätewart Christian Hausmann gefordert war.

Weitaus weniger spektakulär aber ebenso wichtig ist der Dienst, den die Ehrenamtlichen oft weitgehend im Verborgenen leisten: Sie passen an ihren Wachstationen am Thumsee, am Höglwörther See und im Aufhamer Staufenbad auf, dass nichts passiert und stehen für Notfälle aller Art bereit, wobei sie dabei im vergangenen Jahr fast 1.500 Stunden leisteten. 83 Mal musste die Reichenhaller Wasserwacht 2011 vor allem während dieser Wachdienste Erste Hilfe leisten und war im Ernstfall rasch zur Stelle. Zwei ihrer Patienten wurden durch den Landrettungsdienst zur weiteren Behandlung in eine Klinik gebracht. 133 Stunden leistete die Wasserwacht im Naturschutz; den Großteil bei der Pflege des Seemösls am Thumsee.

Quereinsteiger durch ersten Rettungsschwimmkurs im neuen Bad
Trotz der über fünfjährigen Durststrecke ohne Sportbad hat ein harter Kern der Reichenhaller Wasserwacht die Treue gehalten. Mit zwei Quereinsteigern aus dem ersten Rettungsschwimmkurs im neuen Bad bekamen die 36 aktiven Rettungsschwimmer und Sanitäter nach langer Zeit wieder personelle Verstärkung. Die Wasserwachtler sind Spezialisten mit oft gleich mehreren Fachausbildungen: 18 Wasserretter, 16 Motorbootführer, zehn Rettungstaucher, 18 Wach- und Einsatzleiter, sieben Canyon-Retter und drei bestellte Einsatzleiter Wasserrettung gibt es bei der Reichenhaller Wasserwacht, die im vergangenen Jahr über 1.300 Stunden bei Aus- und Fortbildungen verbracht hat, um im Notfall bestens vorbereitet zu sein. Bei Günter Eisenschink, ihrem Technischen Leiter laufen alle Fäden zusammen: Er ist für die Ausbildung und Ausrüstung der Mitglieder verantwortlich und berichtete bei der Jahreshauptversammlung in Wort und Bild von den Lehrgangs-Highlights im vergangenen Jahr: Franziska Kornes und Stefan Lorenz dürfen sich nach erfolgreicher Prüfung im letzten Jahr nun Wasserretter nennen. Reichenhaller Wasserretter konnten an der Bundesübung in Ingolstadt teilnehmen, wo drei Tage lang ein Hochwassereinsatz durchgespielt wurde. Drei Canyon-Retter absolvierten am Hubschrauber-Simulator im Zentrum für Sicherheit und Ausbildung (ZSA) der Bergwacht Bayern in Bad Tölz ihre Gebirgsflugausbildung.

Wasserwacht braucht Spenden zur Finanzierung ihrer Aufgaben
Die Reichenhaller Wasserwacht braucht noch dringend Spenden zur Finanzierung ihrer Aufgaben. Kassenwart Grit Schulz musste das Jahr 2011 mit einem Minus von fast 2.700 Euro abschließen. Fahrzeuge werden im Wasserrettungsdienst durch den Freistaat Bayern bezahlt. Die Betriebs- und Unterhaltskosten sowie die Unterbringung der Fahrzeuge und zusätzliche Ausstattung finanziert das Rote Kreuz über Spenden und Benutzungsentgelte für Einsätze. „Wir mussten fast 1.300 Euro als Eigenbeteiligung für einen neuen Anhänger bezahlen, unser Einsatzfahrzeug unterhalten und Geräte warten, medizinisches Verbrauchsmaterial sowie Dienst- und Schutzkleidung kaufen und Aus- und Fortbildungen finanzieren. Insgesamt sind das Ausgaben von fast 8.250 Euro“, berichtete Schulz. Vor allem die Ersatzbeschaffung von zwei defekten Überlebensanzügen für die Eisrettung wird 2012 nochmal stark zu Buche schlagen. „Die können wir aber erst kaufen, wenn wir die notwendigen Spenden gesammelt haben“, erklärte Ortsgruppenchef Hauber. Vom Bezirksverband bekommt die Ortsgruppe noch die Kosten für drei Tauchanzüge und drei Wasserrettungsausrüstungen zurückerstattet.

Ehrenzeichen für langjährigen aktiven Dienst & neue Stüberlwirtin
Kreis-Wasserwacht-Chef Rudi Schierghofer und Ortsgruppenvorsitzender Siegi Hauber zeichneten Peter Bruckner und Michael Helminger für 30 und 20 Jahre aktiven Dienst aus. Rettungsassistentin Alexandra Eidenmüller wurde als Quereinsteigerin von der BRK-Bereitschaft in die Wasserwacht-Ortsgruppe aufgenommen. Sie ist die wichtigste Frau, wenn sich die Wasserretter und Rettungsschwimmer nach Einsätzen, Übungen und Training stärken wollen: Franziska Kornes übernimmt das zeitintensive Amt der Stüberlwirtin von Alexandra Hausmann, die wegen ihrer Arbeit im Schichtdienst nicht immer anwesend sein kann. Ortsgruppenchef Siegfried Hauber dankte ihr im Voraus mit einem Blumenstrauß. Reichenhalls Oberbürgermeister Dr. Herbert Lackner, Angers zweiter Bürgermeister Klaus Linhuber, Bad Reichenhalls Polizeichef Wilhelm Bertlein und Kreis-Wasserwacht-Chef Schierghofer lobten die Reichenhaller Wasserwacht für ihre ehrenamtliche Arbeit. Lackner dankte in seinem Grußwort für die Geduld bis zur Fertigstellung des neuen Bades und versprach einen finanziellen Zuschuss: „Jeder Euro ist bei Euch gut angelegt!“

Pressemitteilung BRK BGL

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